D/Luxemburg 2024, 131 min
Verleih: Weltkino

Genre: Tragikomödie, Satire, Schräg

Darsteller: Oliver Masucci, Bella Dayne, Julianne Nicholson, Anne Ratte-Polle

Regie: Oskar Roehler

Kinostart: 09.05.24

Bad Director

Auf dem Rücken zappelnd

„Selbstverfickung“ heißt das Buch, 2017 ist es erschienen, Oskar Roehler hat es geschrieben und damit einen hübschen kleinen Wirbel im Feuilleton verursacht. Denn natürlich ist Roehler auch als Autor der, der er ist. Trifft jetzt auch für den neuesten Film des Meister-Berserkers, des Auskotz-Champions, des Kino-Provokateurs zu. BAD DIRECTOR heißt der Streifen und ist eine freie Selbstverfickungs-Adaption, die sich aber, ums schon hier und auch im angemessenen Ton zu sagen, irgendwie selbst fickt.

Gregor Samsa heißt der böse Regisseur in BAD DIRECTOR. Der aber nicht nur böse (sprich: selbstverliebt, verkokst, cholerisch, in der Schaffenskrise), sondern auch dolle sensibel ist (sprich: weinerlich, tablettenabhängig, liebesbedürftig, belesen). Daß er just in einer Buchhandlung die wahrlich begehrenswerte Grete erblickt, ist wie ein Wink des Schicksals. Und zwar einer mit dem Zaunpfahl: Trifft doch Samsa wenig später in seinem Stammbordell, wo der notorische Puffgänger viel Zeit, Geld und Schaffenskraft verausgabt, erneut auf Grete. Schicksal eben! Die Sexarbeiterin wird zur Muse Samsas, dank derer der Strauchelnde endlich wieder zu alter Form und zu sich selbst zu finden glaubt.

Wird natürlich nix. Da ist schon der Filmdreh vor, in dem Samsa – zweiter Handlungsstrang – steckt. Oder richtiger: untergeht. Denn BAD DIRECTOR erzählt die Geschichte eines Untergangs im Finalstadium. Und in diesem mutiert Samsa mehr und mehr zum Käfer, der auf dem Rücken liegt und zappelt und zappelt und zappelt ...

Ein Zappeln, das freilich auch eins des verbalen Um-sich-Schlagens in typischer Roehler-Manier ist. Großartig „Bad“ die Szenen beim Deutschen Filmpreis („Drei Stunden Scheiße!“), großartig auch Samsas gnadenlose Charakteristik des Regie-Berufs („Vollkommen überschätzt, jeder Hundetrainer kann da mehr!“): Die Selbstverfickung eines Individuums und die einer ganzen Branche dreht hier als Hamsterrad des Irrsinns durch.

Das birgt Witz, Galle, Wucht. Und ein Problem. Denn ein Hamsterrad dreht sich im Kreis. Und so, wie Samsa nicht auf die Beine kommt, kommt der Film nicht von der Stelle. Zappelt hyperventilierend selbst auf dem Rücken, rotiert im Kreis. Will kommen und kommt nicht. Und erschöpft sich lange vorm Höhepunkt. Der allerdings, das muß man sagen, ist dann wieder richtig schön „Bad.“

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.