Originaltitel: ROBOT DREAMS

Spanien/F 2023, 102 min
Verleih: Plaion

Genre: Animation, Tragikomödie, Comicverfilmung

Regie: Pablo Berger

Kinostart: 09.05.24

Robot Dreams

Beredte Beziehungsanalyse ohne Worte

Wonach Einsamkeit individuell duften mag: Frisch gekochtes Essen ist es wohl kaum. Eher Assiettenfraß. Sie tönt auch speziell, vielleicht wie „Pong“-Sounds in Dauerschleife. So lernen wir einen Hund namens Dog kennen – die Mikrowelle spuckt ständig Käsemakkaroni aus, und er zockt unablässig gegen sich selbst (oft gewinnt das linke Pfötchen). Ein armer Hund. Erst, als die Fernsehwerbung den Roboterbausatz „Amica 2000“ anpreist, kommt endlich Leben in Dog, es wird bestellt, geliefert, geschraubt, eine Freundin erweckt. Gemeinsam geht das ungleiche Duo auf Großstadtabenteuertour, vertreibt Dogs Schwermut. Bis simples Wasser die zarten Bande wieder auseinanderreißt.

Das erzählt Regisseur Pablo Berger nach der brillanten „Schneewittchen“-Neuverortung BLANCANIEVES erneut völlig dialoglos, dafür stets klug alltagsbeobachtet: Definitiv kein Zufall, daß nur ein Pfandsammler dem Straßenmusikanten was in den Becher wirft. Drumrum läßt Berger überwältigende Wimmelbilder aufpoppen, stopft eine ihresgleichen erfolglos suchende Fast-schon-Überfülle an liebevollen Details hinein, die zur Entdeckung einladen. Haben Sie am Klingelschild die lässig außerhalb festgestanzter Normen vollzogene Pärchenbildung „Chicken And Cat“ gelesen? Oder auf dem Tisch THE WIZARD OF OZ erspäht und sich sofort an den dortigen Blechmann erinnert, dessen Herzenswunsch eben ein Herz war? Oder, oder, oder? Eventuell kam Ihnen andererseits ein stark getrübter Blick dazwischen, ob nun wegen reichlich ungenierten Product Placements oder besser noch nostalgischen Schwelgens in Ghettoblastern, dem Leitsong „September“ von Earth, Wind & Fire oder Bibliotheken statt Internetinformationsflut.

Woran sich allerdings nichts ändern dürfte: schrill wiehernde Amtsschimmel und -stuten. Welche ihre Teilschuld am Entzweien der Freundschaft tragen, wodurch eine inszenatorische Zäsur folgt. Plötzlich ähnelt Bergers Film einer Kurzgeschichtenreihung, zwar unverändert sehr originell und kreativ, dennoch steht jetzt schöne Idee über Substanz, sieht beispielsweise ein Blumenballett zweifellos toll aus, führt aber zu wenig, es fehlt emotionaler Nachdruck. Zum Glück bloß vorübergehend, Richtung Finale preßt er umso geballter auf die Brust, bei bittersüßer Verhandlung, wie flüchtig Beziehungen sein können, daß Neuanfänge Opfer fordern. Und trotzdem wirklich immer etwas bleibt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...