D/Belgien/Polen 2024, 112 min
FSK 12
Verleih: Alamode
Genre: Drama, Musik
Darsteller: Mala Emde, John Magaro, Alexander Scheer, Ulrich Tukur, Jördis Triebel
Regie: Ido Fluk
Kinostart: 13.03.25
Immer wieder diese Fragen! Wo warst Du, als Elvis starb? Wo warst Du, als die Mauer fiel? Dabei gibt es nur eine einzige wichtige Frage: Wo warst Du, als 1984 mit neunjähriger Verspätung „The Köln Concert“ von Keith Jarrett in den DDR-Plattenläden verkauft wurde? Standest Du in der Schlange und hast für 32,20 Mark die Amiga-Lizenz-Doppel-LP erworben, obwohl Du null Ahnung hattest, wer da was spielt? Und wenn Du gewußt hättest, es ist Jazz, wärst Du einfach achselzuckend vorbeigeschlendert und hättest Dich mit der Schlange in der Jugendmode nebenan beschäftigt, die eine Lieferung mit „Boxern“ verhieß? Besser war es, man besaß die Rille. Aus Gründen. „Friday Night In San Francisco“ von Al Di Meola, John McLaughlin und Paco de Lucia gleich mit. Keine Fete ohne diese Anti-Feten-Musik! Was man noch nicht wissen konnte, war, daß die DDR damit endgültig Teil der Welt wurde, denn diese Scheiben brachen internationale Rekorde.
Mit KÖLN 75 kommt ein angemessen knisternd geschnittenes, witziges, respektvoll kulturhistorisches, so faktenreiches wie herzhaft fiktionales Kinostück heraus, das just zu diesem 24. Januar 1975 zurückspult, als der damals fast 30jährige Jarrett aus Allentown, USA dann doch noch solo in der Kölner Oper aufgetreten ist. Obwohl er Rücken hatte und schlechte Laune, die Anfahrt aus der Schweiz im engen Renault 4 der Hölle glich, und der Flügel der falsche und bis knapp vorm Konzert kaputt war. Auch andere Umstände gerieten widrig genug, aber genau um Umstände dreht sich dieser Film des in den USA lebenden israelischen Regisseurs Ido Fluk, löwenanteilig basierend auf den Erinnerungen der Konzertveranstalterin Vera Brandes, damals leuchtende 18 Jahre jung. Jarrett und die Altvorderen seines Label ECM lehnten jede Beteiligung ab. Könnte jedoch sein, ihnen entgleitet ein gnädiges Lächeln, sollten sie sich KÖLN 75 anschauen.
Denn er ist keine Frechheit, sondern Zeitporträt verkrustet-deutscher 70er, weil er in Veras wundersame Familie und typische Generationsrangeleien blendet. Er bringt launige Jazzkunde, weil er mit einem erfundenen Musikjournalisten als Erzähler hantiert. Zudem offeriert er mit dem Mädchen Vera – Mala Emde macht das wirklich fein – eine rasante Durch-die Wand-Figur, die Leinwände zu elektrisieren vermag.
PS: „The Köln Concert“ lief gerade beim Schreiben. Logisch: Wo war wohl der Autor, als …?
[ Andreas Körner ]
Passage Kinos: Premiere | Erwartet werden Hauptdarstellerin Mala Emde und Produzent Fred Burle! 20:15
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