[ 28.10.2009 ] Geschäft vor Pietät – ein anderes Fazit kann es nicht geben, wenn man die scheinheilige Vermarktung der letzten Aufnahmen des verstorbenen Sängers Michael Jackson im nun startenden „Kinofilm“ THIS IS IT bewertet. Da dröhnt die Werbung vom größten Popstar aller Zeiten, und daß man ihn nun zeige, wie er noch nie zu sehen war, schon palavern die Buchhalter der Film(finanz)welt vom überlebensgroßen Mythos ... Blablabla! Wenige Monate zuvor noch wurde von den gleichen Nasen aus anderen Kanonen geschossen: Zombie, Psycho, Päderast! Es ging und geht den Vermarktern, also den Schlagzeilenmachern von damals und den Werbefuzzis von heute, keinen Moment um den Menschen und Künstler Jackson, es geht nur um Verkauf. Bis zu Jacksons Tod um den Verkauf von Titelseiten voller Schlechtigkeiten, heute nun von Kasse machenden „Erinnerungen an einen großen Künstler.”
Scheinheilig sind aber auch all jene, die sich verführen, die sich – lange genug marktschreierisch aufgehetzt – über einen peinlich anmutenden Voyeurismus einsacken lassen und Kinokarten erwerben, nur um letztendlich zuzuschauen, wie ein Mensch stirbt. Machen wir uns doch nix vor: Jackson war körperlich und optisch ein Wrack, in seiner (auch finanziellen) Not hat er sich noch einmal für viel Geld zum Zirkuspferd aufsatteln lassen, und hätte die Show tatsächlich stattgefunden, es wäre doch nur der traurige Tanz einer klapprigen Schindmähre geworden. Und nun wird zur kollegialen Trauer geblasen – einfach lächerlich! Wer Jackson wirklich vermißt, als Fan und im viel traurigeren Fall als persönlich Nahestehender, der wird intimere Wege finden (müssen), um zu trauern. Wer etwas Anstand im Leibe hat, wird sich der posthumen Ausschlachterei im Kino verweigern.
Es geht doch überhaupt nicht darum, daß man diese Probe-Aufnahmen den Fans vorenthalten sollte. Es ist eine Frage des Geschmacks und eben der Pietät, ob man das so unverblümt dollarschielend in Form einer breitenwirksamen Kinoauswertung machen muß. Jackson war nie Schauspieler, im Kino spielte er keine Rolle. Hätte es nicht genügt, das Material als DVD für die beinharten Fans zusammenzustellen? Es ist doch so: Unter dem Deckmantel einer aufgesetzten Pietät verlauten nun die Marktschreier, daß der Film nur für 14 Tage zu sehen ist. Unsinn! Das hat doch alles System, da geht es doch nicht um Anstand oder Respekt. Da geht es nur um das Erzeugen einer künstlichen Nachfrage! Es wird doch sowieso umgehend eine Meldung herausgegeben: „Wegen des großen Erfolges ...“ Also echt, selbst Heucheln sollte gelernt sein.
Geht zu den richtigen Filmen ins Kino! Das wünscht sich
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.