In Hollywood ist es beliebt, den Helden auf eine Reise in eine andere körperliche oder zeitliche Dimension zu schicken. Eine Frau in einen Männerkörper, einen Mann in einen Frauenkörper, einen Jungen in einen Männerkörper, einen Mann in das Jahr vor seiner Geburt, in seine eigene Blutbahn oder, die mit Sicherheit raffinierteste Variante, in sein eigenes Gehirn. Warum nicht eine zu kurz gekommene 13jährige Teenagerin in den Körper einer 30jährigen attraktiven und wohlhabenden New Yorker Teenie-Magazin-Redakteurin?
Jenna Rink hat über Nacht alles, was sie sich immer gewünscht hat. Allerdings ist ihr Bewußtsein in den 80er Jahren stecken geblieben. Das hat natürlich Folgen und sorgt für Lacher. Die entstehen in diesem Fall dadurch, daß man den Nebendarstellern ihre Überraschung über Jennas logischerweise recht sonderbares Verhalten ansieht, während der Zuschauer sich freut, daß er den Grund dafür kennt. Diese luxuriöse Publikums-Bevormundung wiederum ist um so wirksamer, je bekannter die Grundmotive sind. Und in dieser Hinsicht kann man sich wirklich nicht beschweren: geradezu ein Potpourri aus bekannten Motiven der Gattung Romantic Comedy wurde fleißig zusammengetragen. Da ist zum Beispiel das häßliche Entlein, das am Ende entdeckt, was wirklich zählt (nämlich nicht die äußere Hülle und der Erfolg - can’t buy me love) oder der nette, aber uncoole Nachbarsjunge, der als einzig wahrer Freund am Ende doch noch erhört wird. Dazu ein bißchen "Sex And The City", ein wenig 80er-Retro, und fertig ist die Retorte. Ein Mitläuferfilm auf ganzer Linie.
Aber seien wir nicht unfair. Zu wissen, was einen erwartet, bedeutet nicht, daß man nicht auf seine Kosten kommt, vorausgesetzt man will genau das sehen. Unter dieser Bedingung ließe sich mit gleichem Recht sagen: hier stimmt einfach alles. Und daß dieses Prinzip immer wieder zum Erfolg führt, ist eben das wahre große Hollywood-Geheimnis.
Originaltitel: 13 GOING ON 30
USA 2004, 95 min
Genre: Komödie
Darsteller: Dorette Hugo, Norman Matt, Tanja Geke
Regie: Gary Winick
Kinostart: 09.09.04
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...