Originaltitel: ALIPATO – THE VERY BRIEF LIFE OF AN EMBER
Philippinen/D 2016, 87 min
FSK 16
Verleih: REM
Genre: Drama, Experimentalfilm, Schräg
Darsteller: Dido De La Paz, Bing Austria, Robin Palmes
Regie: Khavn
Kinostart: 01.12.16
Der knappe Vorspann des hiesigen Werkes informiert, dies sei kein Film von Khavn. Und befragte man Mitte November die IMDb, stand im leeren Handlungskasten folgende freundliche Ermutigung: „Add A Plot.“ Beides trifft’s auf tückische Weise, denn erwartungsgemäß sind weder Regisseur noch nennenswerte Handlung spür- und sichtbar zugegen. Erwartungsgemäß? Ja, man erinnere sich an Khavns bisherige Kraßheiten à la RUINED HEART oder MONDOMANILA.
Erneut schert sich der Mann einen – notwendig deutlich gesagt – kalt servierten Scheißdreck um Überflüssigkeiten wie Erzählstruktur, technische Qualität oder das größte Übel, den durch gängiges Normalkino verzogenen Zuschauer. Manege frei für den Zirkus des Kruden, Abartigen und Wilden, die Vision einer finsteren Zukunft, von Kindern mit gigantischer Libido, adäquaten Schwänzen sowie überbordender krimineller Energie bevölkert, deren Anführer wegen Raubes 28 Jahre absitzt. Seine Entlassung bedingt eine Mordserie innerhalb der Bande – wer killt sich der damaligen Beute entgegen?
Völlig bedeutungsloser Quasi-Inhalt Ende, Beginn der Achterbahnfahrt im bedrohlich knarzenden und schon nach Mageninhalt stinkenden Wagen. Herausgebrüllte (w)irre Lobreden und obszöne Anklagen sind praktisch eins, die englisch untertitelte Fassung kommt kaum hinterher, sämtliche „Dead“ und „Fuck“ ordnungsgemäß zu vermitteln, quälend lange Szenen kappen selbst den stabilsten Geduldsfaden, teils ersetzen animalische Laute humane Kommunikation. Macht aber nix, denn für das, was sich jene zum Leben verdammten Körper ohne Seelen zu sagen haben, reicht Grunzen aus. Zwischendrin gefällt es Khavn, die Kamera aus Perspektive eines Ziegenrückens bebildern zu lassen, wobei der Begriff „Bilder“ hier doch recht wohlwollend eingesetzt wird, schließlich geht’s hauptsächlich um nervöses Gewackel und Entlangstreifen an sorgsam aufgetürmten, daher fast pittoresken Müllbergen, menschlichem Abfall oder frischen Leichen, wenn die Gang den quietschbunten Supermarkt mal wieder zum Ort fröhlichen Massakers umfunktioniert. Ganz logisch instrumentalisiert Khavn zudem Sex für seine Zwecke, weswegen dasselbe traurige Liebeslied sowohl den Geschlechtsakt mit einer Schwangeren als auch die Vergewaltigung einer alten Dame begleitet.
Was soll’s nun sein: gallebittere Gesellschaftskritik oder anstrengender Rotz? Eigene Entscheidung gefordert.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...