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Die Brücke von Ambreville

Leise inszeniertes Beziehungsdrama

Mina lebt mit ihrem Mann George und dem halbwüchsigen Sohn Tommy in einer nordfranzösischen Kleinstadt. Der Ehealltag plätschert so vor sich hin, ohne großen Streit, aber auch ohne Höhepunkte. Aufregung und wilde Romantik, die sie so sehr vermißt, verschafft sich Mina bei zahlreichen Kinobesuchen mit Tommy. Und eben dort trifft sie auf den Mann, der ihre Sehnsüchte erfüllen und ihr Leben verändern wird.

Depardieus zweite Regiearbeit nach LE

TARTUFFE versetzt uns zurück in die 60er Jahre, deren Schwanken zwischen abenteuer-lustigem Aufbruch und bodenständigen alten Werten Erzählton und Bilder der Geschichte prägen. Eigenartig leise und aus vorsichtiger Distanz schildert Depardieu das erschreckend lautlose Auseinanderbrechen einer Ehe und singt fast nebenbei ein Loblied auf die Kraft und Magie des Kinos. Denn dieser Zauber ist es, der Mina mit dem jungen Ingenieur Matthias zusammenbringt. Er beaufsichtigt den Bau der Brücke im nahegelegenen Ambreville und sitzt eines Tages im Kinosessel neben Mina. Und ihm passiert, was George sich nie zugestehen würde: er weint, zeigt seine Gefühle. George, der inzwischen als Maurer an der Brücke von Ambreville arbeitet und nur am Wochenende heimkommt, entdeckt schließlich, daß Mina während seiner Abwesenheit eine neue Liebe lebt und drängt sie zu einer Entscheidung.

Depardieu verlegt die Dramatik der Geschehnisse weitgehend in den Kopf des Zuschauers und hält sich auch als Darsteller des George sehr zurück. Ohne tobende Eifersucht, ohne überschäumende Gefühlsausbrüche trifft er einen emotionalen Ton, der die Hilflosigkeit seiner Figur ungleich beklemmender zum Ausdruck bringt und ihr damit Gerechtigkeit widerfahren läßt. Seine sprichwörtliche physische Präsenz geht damit keineswegs verloren, sondern er setzt sie überraschend anders ein. Depardieu ist ein stiller, berührender Film gelungen, der sich wohltuend abhebt, indem er seine Geheimnisse nicht voreilig ausplaudert.

Originaltitel: UN PONT ENTRE DEUX RIVES

F 1999, 92 min
Verleih: MFA

Genre: Liebe, Drama

Darsteller: Carole Bouquet, Gérard Depardieu, Charles Berling

Regie: Gérard Depardieu, Frédéric Auburtin

Kinostart: 06.07.00

[ Sylvia Görke ]