Originaltitel: SOLACE
USA 2014, 108 min
FSK 16
Verleih: Concorde
Genre: Thriller, Killer, Psycho
Darsteller: Anthony Hopkins, Jeffrey Dean Morgan, Colin Farrell, Abbie Cornish
Regie: Afonso Poyart
Kinostart: 31.12.15
Akribisch ist er, der große Unbekannte, der seit geraumer Zeit in einer namenlosen Metropole seinem Handwerk nachgeht – dem seriellen Töten. Akkurat, mit nanometergenauem Stich in den Nacken, eliminiert er seine Opfer: schmerzlos, schnell und dabei ziemlich sauber. Die Methodik ist stets die gleiche, die Wahl der Opfer scheint dennoch ziellos: ein Genußtyp bei Zigarre und Brandy, ein 12jähriger Junge, eine Rentnerin und eine aufreizende Badende. Das Ermittlerteam aus Joe und Katherine kommt an seine Grenzen, bis sich Joe an einen gewissen Dr. Clancy erinnert. Der Psychoanalytiker hat sich aufs Altenteil zurückgezogen, er galt als einer der Besten seines Fachs – nicht zuletzt wegen einer Gabe.
Und genau jetzt könnte man abwinken: Schon wieder einer, der es kommen sieht! Und doch wäre das zu früh gefrotzelt, denn was Langfilmdebütant Afonso Poyart daraus macht, ist nicht übel, hochspannend in jedem Fall, mindestens derart, daß man die genretypischen Logik-löcher gern überschreitet. Clancy darf also ran und kommt auf eine Spur: Allen Opfern wäre, sofern sie denn am Leben geblieben, keine rosige Zukunft beschert – Tumor, Geschwüre, ALS und HIV. Der Serienkiller als Sterbehelfer?
Eine sicherlich wüste, aber für einen düster gezeichneten, bestens besetzten Thriller keine schlechte Prämisse, zumal das Morden Fremder hier auf ein Duell alter Bekannter hinausläuft. Mehr zu verraten, wäre mies, Poyart macht das clever mit dem Fährtenlesen und Fallenlegen. In starken, werbeästhetisierten Bildern illustriert er Erlebtes, Verkramtes und Kommendes: ein todgeweihtes, tanzendes Kind in Schmetterlingsflügeln mit Luftballons, Rosenbäder wie aus der Märchenstube, Todesengel und Erlöser.
Nur ganz zum Schluß tanzt der Erklärbär ein paar Runden zu viel, aber letztendlich staunt man doch, was Kino einen alles glauben läßt. DIE VORSEHUNG ist ruhig und konzentriert erzählt, versprüht zudem ein wenig SIEBEN-Touch, düsterer Thriller-Mainstream also, bei dem man das Hirn nicht an der Garderobe abgeben muß. Sein großer Trumpf ist natürlich die Besetzung, vor allem die Antony Hopkins’.
Unglaublich, zu welcher Ambivalenz der vielbeschäftigte Star noch immer auf der Leinwand fähig ist, und natürlich reibt man sich ein wenig nervös die Hände, wenn Hopkins als Clancy beim Sezieren eines Hirns eben genau diesen Blick aufsetzt. Es ist der „Ich genoß seine Leber mit ein paar Favabohnen, dazu einen ausgezeichneten Chianti“-Blick!
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.