Originaltitel: L’ÉCHANGE DES PRINCESSES

F/Belgien 2017, 104 min
FSK 12
Verleih: Alamode

Genre: Historie, Drama

Darsteller: Lambert Wilson, Olivier Gourmet, Catherine Mouchet, Kacey Mottet Klein

Regie: Marc Dugain

Kinostart: 28.02.19

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Ein königlicher Tausch

Diplomatie in Kinderschuhen

Der Historienfilm ist eine Spezialdisziplin, von der mancher behauptet, sie zeige mehr von der Gegenwart als von der Vergangenheit. Diesen Gedanken muß man weder originell noch rasend raffiniert finden. Aber er kann bei der Orientierung helfen, wenigstens im eigenen Wohlfühlverhalten. So werden die Monumentalwerke der 50er wohl immer nach Bohnerwachs duften, die Rokoko-Damen der 70er nach Frivolität. Schwankende Konjunkturen, etwa von Opulenz oder Kargheit, erklären sich aus filmästhetischen Moden. Aber welchen Jetztzeitgeruch verströmt EIN KÖNIGLICHER TAUSCH, was paust sich durch?

Erst einmal einen Schritt zurück, nämlich zur Geschichte – eine historisch belegte Doppelverpartnerung. Es geht um Louis XV (Franzose, König, 11), seine Verlobte Maria Anna Victoria (Spanierin, Infantin, 4), um Don Luis (Spanier, Thronfolger, 14) und dessen baldige Gattin Louise Élisabeth (Französin, Regenten-Tochter, 12). Wenn Maria Anna Victoria schon rechnen könnte, ergäbe das insgesamt 41, ein Alter, das damals nicht jeder so ohne weiteres erreichte. Noch kennen sich die edlen Sprößlinge nur von Bildern (Ölmalerei, gerahmt). 1721 wechseln die Mädchen auf der Fasaneninsel im Baskenland die Seiten – der spanische Winzling voller Vorfreude auf die Schaukeln in Versailles, der französische Teenager verzweifelt über den „Verkauf“ nach Madrid. Beide erwartet ein Hofstaat, der mit den Augen abschätzt, ob sich die anatomische Ausstattung für Geburten eignet.

Marc Dugain entzündete sich am 2013 veröffentlichten Roman von Chantal Thomas. Offenbar so gründlich, daß er hier erstmals eine Vorlage aus anderer Hand filmisch verarbeitete. Woran genau er Feuer fing, an welchen Widersprüchen, Charakteren, Konflikten? Wirklich deutlich wird das im Film nicht. Und das ist kein Vorwurf an Thomas’ Buch, eher ein Stutzen über Dugains Tonlage. Die ist kaum temperiert. Begebenheiten und Figuren treten auf und gehen ab, ohne daß der Regisseur zu ihnen ein bestimmbares Verhältnis entwickelt – nicht aus Säumigkeit, sondern aus Prinzip. Sein Blick auf diese zwei sich selbst genügenden Königshäuser, sein Blick auf diese Kinder, die sich dem sie umschließenden Apparat ergeben, bleibt indifferent. Freilich: Es gibt Szenen von umwerfend spröder Komik und ein visuelles Konzept, das keinen Lichtreflex dem Zufall überläßt. Es riecht eben nur irgendwie nach … nichts.

[ Sylvia Görke ]