Originaltitel: FREEDOM WRITERS
USA/D 2007, 123 min
Verleih: Universal
Genre: Drama
Darsteller: Hilary Swank, Patrick Dempsey, Scott Glenn, Imelda Staunton, April Lee Hernandez
Stab:
Regie: Richard LaGravenese
Drehbuch: Richard LaGravenese
Kinostart: 05.04.07
"Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis tanzen", sagt ein Sprichwort. Nun kann man Richard LaGravenese, visionärer Drehbuchautor von KÖNIG DER FISCHER oder NO PANIC, keinen Esel schimpfen. Doch offensichtlich hat auch ihn der Übermut gepackt, und so schrieb er diesmal nicht nur das Skript, sondern inszenierte gleich seinen zweiten Spielfilm – leider auf Nummer sicher.
Und das sieht so aus: Man nehme eine wahre Geschichte, die von Hoffnung, Toleranz und ähnlich korrekten Dingen erzählt. Als Protagonistin suche man sich eine Aktrice Güteklasse A, in diesem Fall Hilary Swank, und stecke sie in spießige Blusen, fertig ist die idealistische Lehrerin. Schließlich vermeide man in der Erzählung jegliche Art von Graustufen! Schwarz oder Weiß genügen, die letzte Reihe soll es ja auch verstehen.
So gibt Swank also besagte Lehrkraft, welche für ihren ersten Job an eine Ghetto-Schule geschickt und vorerst seitens der jeden Tag wortwörtlich ums Überleben kämpfenden, sich gegenseitig tötenden Teenager gemobbt wird. Doch Erin Gruwell, so unserer Maid Name, gibt nicht auf, vermittelt, organisiert, reißt sich den Allerwertesten auf. Das sogar gegen den Willen der anderen Lehrer, welche ihre Schüler natürlich schon lange aufgegeben und jeden Idealismus verloren haben, Erins Mühe gar sabotieren. Ob Miss Gruwell den Kids wohl Lernen und Leben zeigen kann?
Klar! Ist doch wohl ebenso logisch wie die Tatsache, daß einiges rausfallen muß, wenn man zwei Jahre in zwei Stunden packt – hier erwischt es alles Negative bezüglich der Protagonistin. Wie sie sich beispielsweise verändert, ihren Gatten brüskiert, wird kurz angerissen, dann ist er einfach weg. Erin watet wacker durch klebriges Pathos und glänzt dabei derart als holde Lichtgestalt, daß man jeden Moment glaubt, über Swanks Kopf einen Heiligenschein aufpoppen zu sehen.
Übrigens scheint dieser Gedanke nicht mal so abwegig, da LaGravenese noch ein ganz anderes Wunder gelingt, nämlich die gefühlte Zeitvermehrung. Heißt: Obwohl in ihnen theoretisch genug Stoff für drei Filme steckt, ziehen sich diese 120 "Glaube an Deinen Traum!"-Minuten bis zum Finale endlos dahin.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...