Originaltitel: FUCKING BORNHOLM

Polen 2022, 96 min
FSK 12
Verleih: Arsenal

Genre: Drama

Darsteller: Agnieszka Grochowska, Maciej Stuhr, Grzegorz Damiecki

Regie: Anna Kazejak

Kinostart: 01.06.23

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Fucking Bornholm

Windräder anschreien

Es ist eine tückische Sache mit Orten, an die man glückliche Erinnerungen knüpft: Will man das Glück wiederholen, stellt es sich oft nicht erneut ein. So geht es auch zwei polnischen Familien mit Bornholm. Dramatische Streicherklänge nehmen auf der Tonspur bereits vorweg, daß es dieses Mal wohl nichts wird mit einem harmonischen Urlaub. Denn die Paarkonstellation ist anders als beim letzten Mal. Statt der abgelegten Ex, mit der er einen Sohn hat, bringt Dawid seine neue, wesentlich jüngere Flamme Nina mit. Maja und Hubert hingegen bilden das klassische mittelalte Paar mit zwei Kindern. Ihre Ehe ist in der Phase angelangt, wo die Sorge um die teure Sportausrüstung größer ist als die Lust aufeinander. Ein sexueller Vorfall zwischen den Kindern der Familien läßt die Risse in den Beziehungen aufbrechen. Die Erwachsenen begegnen der Sache in einer Mischung aus hilflosem Übertünchen und verbissener Anspannung. 

Anna Kazejak inszeniert diesen Zusammenbruch mühsam aufrechterhaltener Illusionen mit einer Mischung aus Tragik und Komik. Ihr Fokus liegt auf Maja, die beginnt, ihr ganz auf die Familie konzentriertes Leben in Frage zu stellen. Die Bilder, die sie für diesen Ausbruch findet, sind nicht neu, aber im warmen Ostseelicht sorgfältig in Szene gesetzt: ein einsames Bad im Meer, spontanes Anbändeln mit einem anderen Mann und das Anschreien von Windrädern, wenn gar nichts mehr hilft.

Das bestens aufgelegte Ensemble sorgt für die nötigen Zwischentöne, so daß keine Figur zur Karikatur verkommt. Und so fühlt man mit diesen Geplagten, die doch eigentlich nur ein paar entspannte Tage an einem schönen Ort verbringen wollten.

[ Dörthe Gromes ]