D 2024, 136 min
FSK 12
Verleih: Wild Bunch

Genre: Drama, Historie

Darsteller: Robert Stadlober, Franziska Weisz, Fritz Karl

Regie: Joachim A. Lang

Kinostart: 11.07.24

3 Bewertungen

Führer und Verführer

Die Mechanismen der Propaganda

Will man Dr. Joseph Goebbels, der es ja wissen mußte, Glauben schenken, ist es ziemlich simpel. Also die Sache mit der Propaganda, die der Kerl als Propagandaminister bekanntlich in höchster Effizienz zu betreiben wußte: „Je einfacher und primitiver, desto wirkungsvoller.“ So zackig bringt es die humpelnde Nazischranze mal auf den Punkt in FÜHRER UND VERFÜHRER. Ob der Satz zu den Originalzitaten gehört, die sich erklärtermaßen durch den Film des Drehbuchautors und Regisseurs Joachim A. Lang ziehen, wurde für diese Kritik nicht recherchiert (man verzeihe!), in jedem Fall aber paßt er gut. Auch, weil er Entscheidendes über Goebbels selbst sagt. Und über diese ganze Truppe im „Führerhauptquartier“ gleich mit.

Von 1938 bis 1945 spannt FÜHRER UND VERFÜHRER den Handlungsrahmen, rückt den „Führer“ (Hitler) und den „Verführer“ (Goebbels) samt ihres Verhältnisses zueinander ins Zentrum. Und läßt um dieses, gleich Schmeißfliegen, zahlreiche Figuren summen (Magda Goebbels, Eva Braun, Heinrich Himmler, Albert Speer, Veit Harlan, Leni Riefenstahl). Unterlegt mit grummelnder Musik und durchzogen von Zeitzeugen-Interviews und historischen Archivbildern, folgt FÜHRER UND VERFÜHRER einer dezidiert aufklärerischen Mission: die Mechanismen der Demagogie aufzuzeigen.

Daß die Inszenierung dabei recht luftdicht geriet, also arg didaktisch auf Nummer sicher geht, verwundert wenig. Und doch: Die Frage, warum die so offenkundige geistige Schlichtheit und amoralische Primitivität des Nazismus derart Niederschlag finden konnte (und findet!), sitzt als peinigender Stachel auch in diesem Film. Und das spricht fraglos für ihn.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.