Originaltitel: AINDA ESTOU AQUI
Brasilien/F 2024, 138 min
FSK 12
Verleih: DCM
Genre: Drama, Polit
Darsteller: Fernanda Torres, Selton Mello, Fernanda Montenegro
Regie: Walter Salles
Kinostart: 13.03.25
Es beginnt mit Bildern einer Idylle: Eine große, glückliche Familie am Strand in Rio, ein Haus an der Copacabana, das immer voller Leben ist, Freunde kommen zu Besuch, es gibt Soufflé … Doch ein Militärhubschrauber über der Stadt und armeegrüne Konvois auf der Straße künden davon, daß dieses Glück eine Schattenseite hat. Es ist Anfang der 70er-Jahre in Brasilien. Das Militär hat seit einigen Jahren die Macht an sich gerissen und unterdrückt jegliche Opposition.
Rubens Paiva, Familienvater, Ingenieur und ehemaliger Abgeordneter, empfängt ab und zu Telefonate, die er seiner Frau Eunice verschweigt. Die liberale, wohlsituierte Mittelstandsfamilie ist beunruhigt angesichts der politischen Verhältnisse, hofft aber, daß es so schlimm schon nicht kommen wird. Dann klingeln eines Tages sinistere Herren an der Tür und bitten zum Gespräch. Rubens zieht sich noch extra um, küßt Frau und Kinder – es wird ein Abschied für immer sein. Eunice bekommt eine schreckliche Ahnung davon, was ihrem Mann passiert sein könnte. Auch sie wird zur „Befragung gebeten.“ Es folgen qualvolle Tage voller Unsicherheit in einem düsteren Loch, die Schreie Gefolterter dringen in ihre Zelle.
Diese dunklen Szenen sind die eindrücklichsten in FÜR IMMER HIER. Sie machen schmerzlich fühlbar, was es heißt, vollkommen rechtlos zu sein. Zum Glück kehrt Eunice zurück – ohne ihren geliebten Gatten. Er ist einer von Hunderten (die genauen Zahlen kennt man bis heute nicht), die das Regime in diesen finsteren Jahren verschwinden läßt. Die Mutter muß stark sein für sich und ihre fünf Kinder. Niemals bricht sie zusammen oder erlaubt sich eine sichtbare Schwäche.
Die bereits mehrfach prämierte Fernanda Torres spielt sie mit einer geradezu königlichen Haltung; eine moderne Heroine von der Kamera brillant in Szene gesetzt. Walter Salles’ auf Tatsachen basierender Film erzählt vom Überleben einer Familie allen bitteren Umständen zum Trotz. Doch die Frage, wie man eine solch’ grundlegende Erschütterung des familiären Fundaments langfristig übersteht, wird nach der sehr ausführlichen Schilderung von Glück und Tragödie der Familie Paiva doch zu schnell abgehandelt. Ob Paiva, die später noch Karriere als Menschenrechtsspezialistin machte, von der Nachwelt auf einen so hohen Sockel gestellt werden wollte?
[ Dörthe Gromes ]
Passage Kinos: Preview im OmU 20:30
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