Originaltitel: SING SING
USA 2023, 107 min
FSK 12
Verleih: Weltkino
Genre: Drama
Darsteller: Colman Domingo, Clarence Maclin, Paul Raci, Sean San José, Sean Johnson
Regie: Greg Kwedar
Kinostart: 27.02.25
Applaus, Verbeugungen, Garderobe, und dann heißt es für die Schauspieler: „Block B, vorwärts!“ Wo SING SING angekündigt wird, ist Sing Sing drin. Greg Kwedars drängendes Drama ist im Hochsicherheitsknast am Hudson-Ufer angesiedelt und fügt dem Kanon der kulturellen Reflexion dieser Einrichtung eine eigen klingende Note hinzu. Es bleibt extrem effizient an einer Gruppe Männern dran, die, bis auf wenige Ausnahmen, Verurteilte sind und, bis auf wenige Ausnahmen, von ehemaligen Verurteilten gespielt werden. Letztere wiederum können wirklich spielen, waren sie doch Teil des Eingliederungsprogramms RTA (Rehabilitation Through The Arts). Das Theater hat sie wieder zu Menschen gemacht, wo man ihnen aufgrund ihrer Taten „draußen“ nicht selten die Menschlichkeit absprechen wollte.
Regisseur Kwedar zieht bewußt die Option des Risikos, schlägt keine Pässe in Richtung vorschnelle Werturteile und Diffamierungen, nimmt Divine G, Divine Eye, Dino, Mike Mike und die anderen als das, was sie in erster Instanz sind und mit dem, was sie sich in der gemeinsam verbrachten Freizeit „drinnen“ zu geben vermochten. Biographisches indes kommt bestenfalls vor wie fein linierter Marmor, während Pat Scolas Kamera nichts vom Ungesagten entgeht.
Behaupte keiner, da wären keine Fallen! So wird dem Hauptcharakter John, einem zu über 20 Jahren (mutmaßlich) unschuldig verdonnerten Häftling, mit Divine Eye zwar ein Antagonist an die Seite gestellt, vorsätzliche Rivalen-Muster aber sind hier ausgehebelt. John ist ein milder Hüne, zu dem man aufsieht, er ist die rechte Hand des zivilen Projektchefs „Maestro“ Brent, liest obsessiv, schreibt selbst Stücke und ist naturbelassener Hauptdarsteller. Der jüngere Divine Eye kommt als Neuer hinzu, bestenfalls als Talent, aber mit gehöriger Portion Eckigkeit. Wie diese beiden Typen sich magnetengleich vom Abstoßen ins Anziehen winden, ist grandios inszeniert. Weil sie eben Teil einer intuitiv agierenden Truppe sind, die aus dem Sing Sing ausbrechen wollen. Im Kopf.
Wo sich Shakespeare zunächst wie in anderen Filmen (CÄSAR MUSS STERBEN der Taviani-Brüder!) als Nonplusultra aller Knastbühnen entpuppen soll, versucht sich das Ensemble diesmal dann doch an einer komödiantischen Zeitreisegeschichte. John sagt: „Sterben ist leicht, Komödie ist schwer.“ Sich als Film jedoch dermaßen stark von narrativem Ballast zu befreien, ist der Königsweg.
[ Andreas Körner ]
Passage Kinos: OmU 18:15
Regina Palast: 21:00
Regina Palast: 16:30
Regina Palast: 16:30
Regina Palast: 16:30
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