Österreich/D 2024, 102 min
Verleih: Wild Bunch
Genre: Tragikomödie, Satire
Darsteller: Albrecht Schuch, Julia Franz Richter, Anton Noori, Theresa Frostad Eggesbø, Maria Hofstätter
Regie: Bernhard Wenger
Kinostart: 20.02.25
Der Schwede Ruben Östlund und der Grieche Giorgos Lanthimos sind Spielverderber! Mit klingenscharfen Gesellschaftssatiren haben sie die künstlerische Elle im Arthouse-Kino so etwas von hochgelegt, daß den Kollegen beim Strecken schon mal die Gelenke krachen. Aber deshalb gleich aufgeben? Der Österreicher Bernhard Wenger lehnte ab. Und es war gut so! Er hatte für sein Debüt ja auch den Albrecht der 100 Körper dabei, den Schuch für alle Fälle.
Das lodernde Golfcart am Beginn ist bereits sehr hübsch. Hier greift Schuch als Matthias behende zum Löscher. Zufällig? Nun, nicht ganz. Ebenso, wie er später auch nicht ganz Papa und Flugkapitän ist oder Sohn aus Shanghai, schwuler Freund fürs Wohnungscasting oder Streitpartner fürs frustrierte Eheholz. Matthias ist nur „My Companion“, so, wie seine Agentur sich nennt. Man kann ihn für Rollen buchen. Der Umkleideraum im noblen Haus sieht aus wie eine Sektion im KaDeWe, die Spiegel sind ziemlich beste Freunde, die neue Eisbärfigur paßt super, „wenn wir mal Gäste haben.“ Wir? Matthias hat Sophia bei sich wohnen und ist wohl auch mit ihr zusammen. Bis sie geht. Sie kann ihn nicht mehr spüren. Spätestens, als der immens große schwarze Hund, ebenfalls neu, sein Fressen von der weißen Couch bekommt, reift ihr Entschluß. Sophia wollte Matthias provozieren. Es war aussichtslos!
Eher schleichend entwickelt PFAU – BIN ICH ECHT? seine Entblößung und Entblätterung. Stets in dem Maße, wie dem hoch talentierten, meinungsfreien und distanzlosen Matthias zunächst rein gar nichts etwas anzuhaben scheint. Und es ihn dann trotzdem anknabbert und zerfrißt, als darum geht, die Frage im Filmtitel zunehmend mit „Nein!“ beantworten zu müssen. In Maria Schraders ICH BIN DEIN MENSCH war es schon ein Robotermann aus KI, hier ist es noch ein landläufiger Mensch in Wien. Das macht das Ausmaß im Realen irgendwie schlimmer.
Charmante, mehr und mehr absurde, das Bittere am Bösen schrammende und am Ende konsequent heilschlammige Situationskomik bricht die Tragik des von Schuch einfach genial und umfassend zugespitzten, später abgebrochenen Helden auf. Befreiendes Lachen ist also selten. Wenn die Sprachassistentin allerdings auf Matthias’ Nuschel-Befehl, einen „aufmunternden Song“ zu spielen, antwortet, sie wisse nicht, was es bedeutet, „auf Mutter den Song abspielen“, ist das schon köstlich. Sehr sogar!
[ Andreas Körner ]