Originaltitel: LOUISE VIOLET

F 2024, 109 min
FSK 12
Verleih: Neue Visionen

Genre: Drama, Poesie

Darsteller: Alexandra Lamy, Grégory Gadebois, Jérôme Kircher, Jérémy Lopez

Regie: Éric Besnard

Kinostart: 10.04.25

Louise und die Schule der Freiheit

Oben im Berg, die Mühen der Ebene

Im Füllhorn leichtluftiger und bisweilen putzigdeutsch betitelter Tragikomödien aus Frankreich besetzt Regisseur Éric Besnard einen wohligen Sonderplatz. Seine Filme sind keine genormten Schmeichler, seine Themen auffällig gewichtig, die Umsetzung strahlt Gelassenheit aus. Und der Humor ist ganz ein feiner. Besnard packt ihn gern auf die Schultern seiner Besetzung. Daß er für LOUISE UND DIE SCHULE DER FREIHEIT erstmals mit Alexandra Lamy und bereits zum dritten Mal mit Grégory Gadebois zusammengearbeitet hat, spricht Bände. Viel zu sprechen haben weder die vielfarbige Mimin noch der urige Mime. Fürs Sujet bedeutet es: parfaitement!

Nach persönlichen Passionen und einer Tri-Hommage an seine Familie tauchte Besnard in die Annalen der Heimat ab, 2021 mit À LA CARTE! unmittelbar vor die Französische Revolution und ins erste Restaurant der Gourmetnation, nunmehr am Ende des 19. Jahrhunderts zu den Anfängen der Schulpflicht. Beides auf dem Land. Lehrerin Louise tritt ihre Stelle mit Pariser Vergangenheit an, nach privaten und gesellschaftlichen Ereignissen, die sie still und genügsam werden ließen, in sich gekehrt und dennoch voller Tatendrang der neuen Aufgabe zugewandt. Das Private hält sie lange Zeit versteckt, ihre Schultern und – eben – Gesichtszüge lassen Ahnungen zu. Was sie mit Joseph, dem Bürgermeister des Dorfes, verbindet. Der alleinstehende Vater einer kleinen Tochter weiß um Traditionen, Begehrlichkeiten, Tatsachen, schlicht, um den Alltag seiner Schäfchen. Er lebt ihn ja mit. Schreiben und lesen zu lernen, geht jedenfalls eher als Marotte übereifriger Städter durch. Hier oben im Berg zählt nur das, was Kinder mit ihren Armen und Beinen zu schaffen imstande sind. Doch Louise ist auch angenehm stur, demütig und flexibel und verliert Ziele nicht aus den Augen. Das Klassenzimmer in der Scheune, wo neben der Kuh ihr Nachtlager parkt? Kein Problem! Es zählt Größeres, eine nützliche Reform, die ihren Namen verdient und die Menschen meint.

Die Pässe Besnards sind im Grunde leicht zu antizipieren. Wohin er sie bis hin zum Abpfiff spielt, folgt dann keinesfalls nur dem Gängigen. Er bleibt im Erzählfluß bewußt klein, in der Inszenierung sehr fokussiert auf ein enges Universum, läßt dafür Ausstattungs- und Kostümdetails sowie die Kamera von der Leine. Es ist durchaus Besnards Sonderplatz, ja, aber zu wohlig ist er wohl doch nicht.

[ Andreas Körner ]