D 2025, 87 min
Verleih: DCM
Genre: Drama, Mystery
Darsteller: Laeni Geiseler, Julia Jentsch, Felix Kramer
Regie: Frédérik Hambalek
Kinostart: 17.04.25
Denn es stört sie selbst am meisten und bringt ihre Eltern offenen Messers in das, was man Bredouille nennt. Flunkern ist passé, Notlügen sind sinnlos, und die echten Lügen sollten jetzt ein für allemal zu den Akten. WAS MARIELLE WEISS ist von allem ein wenig zu viel.
Vermeintlich war eine Ohrfeige schuld am Dilemma. Marielles Freundin hat ihr eine gescheuert, der Beginn von Frédérik Hambaleks Film zeigt es in vollendeter Zeitlupe und vollendetem Gegenlicht. Das ist speziell für Laeni Geiseler von Vorteil, denn sie spielt sich mit heute 14 immer weiter in die vordere Riege des deutschsprachigen Darstellernachwuchses hinein. Sie ist das, was diesen Film, neben seiner vorzüglichen Grundidee, interessant macht. Wirklich schade: Er hätte eine noch schwärzere Klinge in der Zuspitzung des Humors vertragen, ein strafferes Auf-die-Höhe-Treiben und präziseres Ausreizen beidseitiger Manipulationskräfte.
Ob Marielles Hebel, an dem sie plötzlich sitzt, der längere ist, wird sich noch zeigen. Am familiären Abendbrottisch jedenfalls vergeht Mutter Julia und Vater Tobias nach und nach die Lockerheit. Tobias will sich gern ins falsche Licht eines forschen Chefs setzen, doch Marielle weiß es besser. Julia verschweigt die offensiven Offerten ihres Kollegen, doch Marielle weiß, daß sie diese erwidert hat. Das nennt man wohl keinesfalls kindlichen Übermut oder ausgeprägte Phantasie, denn es ist, was es ist: Telepathie. Marielle sieht und hört ihre Eltern, wo auch immer es nichts von ihnen zu sehen und zu hören gibt. Es verstört das Kind, noch mehr verstört es die Erwachsenen. Doch, man könnte diese neue Fähigkeit ja auch ausnutzen …
[ Andreas Körner ]