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Konklave

Abgründe, Bomben, Bibelverse: ein Vatikanthriller

Der Papst ist tot. Die Gebete sind gesprochen, die Tränen, echte und weniger echte, geweint. Die Tür zum Zimmer des verblichenen Pontifex wird geschlossen und versiegelt. Die Welt – oder wenigstens der Vatikan – atmet tief und still. Gottergeben und andächtig, könnte man meinen. Doch schnell ist erstes Getuschel zu hören, werden argwöhnische Blicke getauscht, tun sich Fragen auf. Ja, da braut sich was zusammen. Bedrohung, Geheimnis, Intrige liegen in der Luft. Die sich prompt gewittergleich elektrisiert, wenn sie dann alle eintreffen im Vatikan; sich die Kardinäle aus aller Welt zusammenfinden zum großen Konklave, zur Wahl des neuen Papstes. Und es sich offenbart, wie versiert diese Truppe älterer Herren nicht nur in Glaubens-, sondern auch Machtfragen ist.

Sehr zur Faszination des geneigten Publikums. KONKLAVE ist nach IM WESTEN NICHTS NEUES der neue Film von Edward Berger. Und bietet, eingebettet in die Opulenz der Sixtinischen Kapelle (großartig nachgebaut in den Cinecittà Studios), einen wendungsreichen Politthriller im hochklerikalen Milieu, ein in Atmosphäre sattes Kammerstück der funkelnden Dialoge, ein erlesen fotografiertes Spiel der kardinalsroten Roben, dunklen Schatten und theatralen Kirchenstaatsrituale. Das alles ist bis hin zur dräuenden, gleichsam Vivaldi-haft anmutenden Musik ein Genuß. Und wird gekrönt von einem durchweg exzellenten Schauspielerensemble.

Allen voran Ralph Fiennes in seiner Rolle als Kardinal Lawrence. Ein wahrer Mann des Glaubens, dem genau deshalb der Glauben zu zerrinnen droht. Fern aller Illusionen steht er als Dekan dem Konklave vor und findet sich mehr und mehr verstrickt in Lügen und Intrigen. Daß dem Film dabei die Gut-Böse-Fraktionen (Liberale vs. Reaktionäre) auf Dauer etwas schablonenhaft geraten, mit explodierenden Terrorbomben draußen in der Ewigen Stadt eine Drehung zu viel an der dramatischen Schraube vollzogen wird und final dann noch ein Transgender-Twist ins Geschehen platzt, kann man als Konzession an den schnöden Zeitgeist, an die unterhaltungssüchtigen Erwartungen des weltlichen Publikums verdammen. Oder einfach milde verzeihen. Denn tatsächlich ist KONKLAVE ein heute seltenes Stück klassischen Erzählkinos mit Stars und Schauwert. Tolle Bibelverse („Der Abgrund ruft nach dem Abgrund“, Psalm 41) inklusive.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.

Konklave ab heute im Kino in Leipzig