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Giulia geht abends nie aus

Und Guido langweilt sich

... und sein Publikum gleich mit. Nicht nur seine Leser, die er als Schriftsteller in den besten Jahren haben sollte, auch die Zuschauer, die sich seiner Geschichte, nach dem Willen des Regisseurs und Drehbuchautors Giuseppe Piccioni, auf der Leinwand annehmen sollen. Zu genau kennen wir diese mittelmäßigen Leben, die sich in gutbürgerlichen Häusern abspielen, mit dicklichen Kindern und schönen Frauen ausgestattet, aber unverstanden von der Welt. Also muß ein Phantasieuniversum her, in das Piccioni seinen Helden fliehen läßt. In diesem finden und verlieren einsame „Regenschirmmänner“ ganz klassisch à la SINGIN’ IN THE RAIN die Liebe, gehen katholische Pfarrer ins Striplokal, wird die glatte Ehefrau zur nackt-erotischen Tatsache.

Piccioni erkennt schon richtig, daß auch dies nur gähnen läßt, und strickt noch eine dritte Ebene ein. Die hätte spannend werden können: Guido probiert etwas Neues, er lernt schwimmen. Die Schwimmlehrerin Giulia fasziniert ihn, sie scheint eine gewisse Trauer in sich zu tragen, die sich nur im Wasser verliert. Leider plätschert das Ganze dahin bis Minute 45, ja, es wurde auf die Uhr geschaut, weder der Akt der Überwindung seiner Ängste im Wasser, noch die aufkeimende Liebe zu Giulia, noch die bereits erkaltete zu Benedetta, Guidos Frau, werden emphatischer und dramaturgisch spannender erzählt als eine gut ausgeleuchtete Katzenfutterreklame. Dramatik kommt ins Spiel, denn Giulia gesteht Guido, daß sie einen Mann auf dem Gewissen hat. Er ist also in eine Mörderin verliebt. Das könnte er ja nun endlich mal nutzen, um ein halbwegs gutes Buch zu schreiben.

Dasselbe gilt für Piccioni. Aber was passiert: Lange, lange Erklärungen von Gefühlszuständen in Monologen und Dialogen, unterbrochen durch bedeutsames Schweigen in der ganz, ganz klassischen Auflösung, Einflechtung von langweiligen Bildmetaphern (ein roter Regenschirm im Wasser), die für das Atmosphärische sorgen sollen. Ab und an blitzt das Egomanische im Helden durch, da gemahnt die Regie an die Verantwortlichkeit, die man trägt, wenn man andere zu Protagonisten in seiner Geschichte werden läßt.

Doch Guido wird noch nicht einmal befähigt, gefühlte fünf Minuten glaubwürdig leiden zu können, wenn er Giulias Leben endgültig verwirkt. Die Regie verläßt sich auf einen Helden, an dem jede Veränderung abperlt. Keiner liest Guidos Bücher zu Ende. Und auch nur schleppend schafft man es zum Abspann dieses Filmes.

Originaltitel: GIULIA NON ESCE A SERA

I 2009, 105 min
Verleih: Cine Global

Genre: Drama

Darsteller: Valerio Mastandrea, Valeria Golino

Regie: Giuseppe Piccioni

Kinostart: 01.09.11

[ Susanne Schulz ]