Originaltitel: GLORIA BELL
Chile/USA 2018, 102 min
FSK 0
Verleih: SquareOne
Genre: Tragikomödie, Liebe
Darsteller: Julianne Moore, John Turturro, Barbara Sukowa, Michael Cera
Regie: Sebastián Lelio
Kinostart: 22.08.19
Truffaut wußte es, Almodóvar perfektionierte es, und jeder, der das Kino liebt, hat es eh verstanden: Kino ist tatsächlich oft dann am schönsten, wenn man schönen Frauen beim Verrichten schöner Dinge zuschauen kann und eigentlich mehr noch, wenn sie ihre Schönheit bewahren beim Verrichten eben nicht ganz so schöner Dinge. Wenn sie treulose oder feige Männer in die Wüste schicken, wenn sie nach Alkoholabstürzen ihre letzte Würde aus der Brechpfütze klauben und doch wieder aufstehen, um einfach weiterzumachen. Denn was bitte will die Welt da draußen von einem schon und gerade jetzt?
Gloria Bell ist so eine Frau, von einer Schönheit gesegnet, die gewiß nicht den Normen unserer Zeit gehorcht, mit einer Furchtlosigkeit ausgestattet, die per se an den Guter-Geschmacks-Dogmen unserer Naserümpf-Gesellschaft kratzt, eine Frau also, die schnell mal von angesoffenen Typen begehrt und wenn es draußen hellt, in nackter Angst dann doch sehr bald wieder verstoßen wird. Gloria zieht durch Single-Diskotheken, schlürft entspannt ihre Martinis, die Kinder sind aus dem Haus, alles gut im Prinzip, wenn sie dann nicht doch immer mal von der Ödnis des Bürojobs und der bösen Fratze der Einsamkeit blöde angegrinst würde. Daß an so einem Lebenspunkt ausgerechnet Glorias betagte Mutter nicht müde wird, an Ende und Vergänglichkeit zu erinnern, hilft wenig, daher: noch ein Martini, das enge Kleid über den schmalen Körper geworfen, sich einfach der Musik überlassen! Oder diesem schlaksigen Typen da mit dem scheuen Blick: Arnold. Eine Möglichkeit, ein Neuanfang oder doch nur wieder eine Enttäuschung?
Sebastián Lelios Film ist ein charmanter Crowdpleaser, eine Verbeugung vor der Weiblichkeit und ein echter Hingucker. Was natürlich an Julianne Moore liegt. Es scheint, als habe er die Neuverfilmung seines eigenen Erstlings schon immer mit ihr im Sinn gehabt, ist GLORIA doch eine schwärmerische Hommage für diese große und so eigenwillig schöne Schauspielerin.
Jede Szene gehört ihr, und Moore versteht es in ihrer Kunst aufs Perfekte, daraus keine Egonummer zu machen, sie hat ihre Figur komplett verinnerlicht und formt sie zu einer Frau, die den Unwägbarkeiten und der Ungerechtigkeit des Lebens fortwährend trotzt. Sei es mit schmerzhaftem Vaginal-Waxing, durch das befreiende Schmettern von Bonnie-Tyler-Heulern am Steuer oder in einem Showdown, bei dem man sich vollen Verstandes an der Erfindung des eigentlich enddoofen Paintballs erfreut.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.