Originaltitel: THE GRAND BUDAPEST HOTEL
USA/D 2014, 99 min
FSK 6
Verleih: Fox
Genre: Schräg, Komödie
Darsteller: Ralph Fiennes, Tony Revolori, Jude Law, Jason Schwartzman, Tilda Swinton, Saorirse Ronan, Léa Seydoux
Stab:
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson
Kinostart: 06.03.14
Wir sind GRAND BUDAPEST HOTEL! Zumindest, wenn man der Logik von „Bild“-Schlagzeilen folgt, denn immerhin wurde Wes Andersons neuester Streich komplett in Deutschland und zum Großteil in Sachsen gedreht. Das Foyer des Hotels ist das Görlitzer Warenhaus, und die Dresdner Pfunds Molkerei taucht ebenso auf wie die Sächsische Schweiz, jetzt auch „das deutsche Monument Valley“ genannt. Zu den heimischen Drehorten hinzu kommt ein nicht unbeträchtlicher Betrag an deutschen Filmfördergeldern. Nach allem, was wir, also Filmdeutschland im allgemeinen und Sachsen im speziellen, nun in diesen Film quasi investiert haben, stellt sich natürlich die Frage, ob wir stolz sein können auf quasi unseren, den neuen Wes Anderson.
Die Antwort ist ein triumphierendes: „Und ob!“ Die Grandezza des alten Europa fügt sich perfekt ins Andersonsche Oeuvre ein und erweitert dessen exaltierten Erzählstil dazu um so etwas wie eine politische Ebene. Zwar spielt das Werk offiziell in der Republik Zubrowska, einem fiktiven osteuropäischen Staat, zu einer nicht genau definierten Zeit zwischen den Weltkriegen, allerdings sind die Verweise auf reale Orte und geschichtliche Ereignisse nicht allzu schwer zu entschlüsseln. Eingestiegen wird ganz im verschwurbelten Stil des Vorzeige-Dandys aber zunächst in der Gegenwart, um dann in die 60er zu springen, von wo aus wir schließlich im titelgebenden Hotel zu dessen Glanzzeit landen. Wer hier schon den Überblick verliert, der muß leider zum Wes-Anderson-Nachhilfe-Kurs nach Görlitz.
In der Kerngeschichte geht es dann schließlich um den Pagen Zero Mustafa und dessen Mentor, den Concierge und Casanova M. Gustave. Als eine von Gustaves steinreichen und -alten Geliebten das Zeitliche segnet, wird Gustave unverhofft zum Erben eines weltberühmten Gemäldes. Leider sind ihm dadurch auch die mordlüsternen Angehörigen der Verstorbenen auf den Fersen, und so schweben sowohl Gustave als auch sein treuer Lehrling Zero bald in größter Lebensgefahr. Mehr geschlagene Haken und Cameo-Auftritte als in diesem bunten Mosaik der skurrilen Szenerien passen in keinen Film. Wer Wes Anderson liebt, wird GRAND BUDAPEST HOTEL als sein Meisterwerk verehren, wer mit dessen stilisierten Figuren und Welten nie richtig warm geworden ist, wird sich vorm Kinobesuch dieses Mal noch wärmer einpacken müssen. Mit GRAND BUDAPEST HOTEL steigt Wes Anderson mit angemessen hiesiger Unterstützung vom Doktor zum Professor Seltsam des internationalen Arthouse-Kinos auf. Gratulation!
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...