D 2018, 117 min
FSK 0
Verleih: Majestic
Genre: Literaturverfilmung, Komödie
Darsteller: Elmar Wepper, Emma Badding, Dagmar Manzel, Ulrich Tukur, Sunnyi Melles
Regie: Florian Gallenberger
Kinostart: 30.08.18
Gärtner Schorsch ist müde: von den Geldsorgen, die seinem kleinen Familienbetrieb zusetzen. Von den idiotischen Auftraggebern, die sich bereits eingepflanzte Dienstleistungen farblich und sowieso ganz anders vorgestellt hatten. Von Ehefrau Monika, die ihre Unzufriedenheit kaum noch verbergen will. Und von der Tochter, die nichts mit Blumen, sondern was mit Kunst machen möchte. Wenn Schorsch Luft braucht, steigt er in sein kleines Propellerflugzeug und dreht ein paar Runden über der heimatlichen bayrischen Provinz. Dieses Mal aber fliegt er weiter und weiter und weiter …
Alle Auf- und Ausbruchsfilme beginnen mit einem solchen Moment der Unvernunft, einem Totalausfall der geölten Alltagsmaschinen, in dem vergessene Personalausweise und Wechselwäsche herzlich egal sind. Die besseren unter ihnen, und dazu gehört Florian Gallenbergers mit der Erde verwachsenes Flug- und Fluchtmärchen durchaus, lösen keine Probleme, sondern eigentlich Krämpfe. Dieser Schorsch hat sich verhakt – in einem störrisch-schweigsamen Leben, im Mißtrauen gegen jede Veränderung. „Grüner wird’s nicht … sagte der Gärtner und flog davon“: Es lohnt sich, hier Haupt- und Nebentitel in der Zusammenschau zu betrachten. Denn da, wo die Ellipse steht, da, wo sich in der Romanvorlage von Jockel Tschiersch ein Komma breitmacht, liegt das anheimelnde Knistern dieser Geschichte.
Es hat viel mit der Reibung zwischen Realem und Absurdem zu tun, viel mit den Flimmerkanten zwischen Einleuchtendem und Exaltiertem, noch mehr aber mit einem vergletscherten Herzen, das allmählich auftaut. Nun mag Herzenswärme an sich noch keine kinematographisch gültige Kategorie sein, aber doch eine, die emotionales Zutrauen schafft. Schorsch ist ein väterliches „Wir“ mit Dialekt, mit glamouröser Bescheidenheit gespielt von Elmar Wepper, der seit KIRSCHBLÜTEN – HANAMI als erste Adresse gehandelt wird, wenn es gilt, Höhenflüge mit Erdgeruch auszustatten.
Ob er in einem rheinischen Schloß mit verdrehter Prinzessin und uralten Bediensteten nächtigt oder bei einer handfesten brandenburgischen Flughafenbetreiberin: Er bleibt der unverwechselbare Jedermann, der mit Spannbettlaken kämpft wie Don Quijote gegen Windmühlenflügel. Für solche Bildwitze kann man diesem Film manche Glätten verzeihen – und staunen, wie der welt- und monumentalstoffgewandte Regisseur auch das Kleine beherrscht.
[ Sylvia Görke ]