D 2019, 82 min
Verleih: Salzgeber
Genre: Dokumentation
Regie: Valesca Peters
Kinostart: 07.03.19
Eine Hausfrau aus einem kleinen Ort in Niedersachsen macht sich Sorgen. Und zwar um Helmut Berger. Also den Helmut Berger! Den einstigen Liebhaber und Lieblingsdarsteller von Visconti. Den Jet-Set-Liebling. Schwul, exaltiert, glamourös, dünnhäutig. Ein guter Schauspieler? Gelegentlich, zumal bei Visconti. Als den „schönsten Mann der Welt“ bezeichnete ihn die „Vogue“ jedenfalls ziemlich zu Recht. Damals, als Berger noch ein Star war und sich keine Hausfrauen aus Niedersachsen um ihn Sorgen machen mußten.
2016 sah das schon ganz anders aus. 2016 fragte sich die Mutter der Filmemacherin Valesca Peters, wie es wohl der einstigen Filmikone so gehe. Die Gründe für dieses Interesse waren recht simpel: „Ich hab’ mich ja getrennt, da hat man eine Menge Zeit und googelt. Und irgendwann bin ich bei Helmut Berger gelandet.“ Und hat dabei im allwissenden Netz erfahren, daß es dem so gar nicht gut geht. „Helmut retten“ ist fortan die Mission.
So hört man es, so erzählt es die Mutter der Tochter in die Kamera. In Peters’ HELMUT BERGER, MEINE MUTTER UND ICH, einer Dokumentation, die zeigt, was so entstehen kann, wenn eine Hausfrau Zeit und eine Filmemacherin als Tochter hat. Das Porträt eines einst Vielporträtierten und jetzt fast Vergessenen zum Beispiel. Denn tatsächlich kommt ein Kontakt zustande. Man trifft sich, eine Beziehung, Nähe, Vertrauen, Freundschaft gar, bahnen sich an. Berger kommt aus Salzburg nach Niedersachsen aufs Land, wo ihn die Kamera auf dem Hometrainer im Garten oder am Kaffeekränzchentisch vor Kornblumenmuster-Sammeltassen einfängt. Und so herzlich das alles selbst in der partiellen Biederkeit aufscheint – eine Frage stellt sich dennoch recht schnell: Ist man ein Zyniker, wenn man den falschen Zungenschlag des Ganzen von Anfang an spürt?
Die Dissonanzen in der Harmonie jedenfalls, sie nehmen dann auch zu. Es gäbe „keine wohligere Wärme als das Rampenlicht“ sagt Berger einmal. Der tatsächlich bald wieder im Rampenlicht steht. Dem der Berliner Volksbühne, in Albert Serras „Liberté.“ Nebenher – einem künstlerischen Desaster auf ganzer Linie. Was nur zu ahnen ist in Peters’ Film, der mehr noch als von der Einsamkeit des Alters über falsche Projektionen und Erwartungen erzählt. Und über die letztliche, auch tragikomische Inkompatibilität zweier grundverschiedener Lebens- und Empfindungswelten.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.