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Kukushka – Der Kuckuck

Am Ende der Welt beginnt das Leben

1944. Der Zweite Weltkrieg hat nun auch die Weiten Lapplands erreicht. Als Zielscheibe für den allgegenwärtigen Feind wird der Finne Veiko an einen Stein gekettet, Prometheus gleich. Die drakonische Strafe wurde ihm von den faschistischen Truppen wegen seiner störrischen Kriegsverweigerung auferlegt. Nun kämpft Veiko um sein Leben, versucht mit allen Mitteln, die Kette zu lösen. Gleichzeitig wird nicht weit von ihm ein russischer Jeep versehentlich von eigenen Truppen beschossen, nur Ivan überlebt. Er sollte für die Verfassung "antisowjetischer" Naturlyrik verurteilt werden - an der Front seine einzige Zuflucht vor dem Wahnsinn. Beide Männer entrinnen nur knapp dem Tod und werden von der Lappin Anni aufgelesen, die allein auf einem ärmlichen Hof am Ufer eines Sees lebt. Sie ist jung, keck und seit vier Jahren keinem Mann nahegekommen. Nun hat sie zwei auf einmal.

Die Liebe muß jedoch noch ein wenig warten, denn als beide Männer wieder bei Sinnen sind, geht Ivan erst einmal auf den vermeintlichen Faschisten Veiko los. Schon bald färbt die Gelassenheit der Tundra auf die zornigen Männer ab. Nur bringt Annis unverstellte Leidenschaft ein neues Problem mit sich, die Eifersucht. In anderen Händen wäre die Konstellation zum didaktischen Friedensappell geraten, doch Regisseur Alexandr Rogoshkin hat einen geduldigen Blick für seine Akteure, für innere und äußere Landschaften - eine Reflexion auf sonnengegerbtem Gesicht, ein vorbeihuschendes Lächeln, Nebel über dem moosbedeckten Waldboden. So spröde wurde Poesie zuletzt in DIE RÜCKKEHR geformt.

Der Krieg hat Bitternis und Narben bei den zwei Männern hinterlassen. Ihren starren Feindbildern setzt Rogoshkin Annis hemdsärmeligen Pragmatismus entgegen. Ivan und Veiko essen viel, also müssen sie auch viel arbeiten. Veiko soll sie heut abend wieder aufs Rentierfell werfen, also bekommt er eine Extraportion aufgetischt. Drei verschiedene Sprachen bieten genug Raum für Mißverständnisse und für hartnäckiges Mißtrauen. So verwundert es nicht, daß getreu dem Tschechowschen Grundsatz vom Gewehr an der Wand im stillen Duell der zwei Soldaten auch Blut fließen wird.

Diesen Gedanken voll auszuspielen, wagt die Satire nicht, sondern verbirgt sich lieber hinter vordergründigem Sprachwirrwarr. Doch schließlich werden drei Menschen in der Tundra, am Ende der Welt, zu innerem Frieden finden.

Originaltitel: KUKUSHKA

Rußland/Finnland 2002, 100 min
Verleih: Kool

Genre: Drama, Liebe, Poesie

Darsteller: Anni-Kristiina Juuso, Ville Haapasalo, Viktor Bytchkov

Stab:
Regie: Aleksandr Rogoshkin
Drehbuch: Aleksandr Rogoshkin

Kinostart: 14.07.05

[ Roman Klink ]