Originaltitel: MA PART DU GÂTEAU
F 2010, 109 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt
Genre: Komödie, Polit
Darsteller: Karin Viard, Gilles Lellouche, Audrey Lamy, Jean-Pierre Martins, Zinedine Soualem
Stab:
Regie: Cédric Klapisch
Drehbuch: Cédric Klapisch
Kinostart: 15.09.11
Wer das französische Kino nicht nur von Herzen, sondern auch von seiner leichten Seite liebt, wird Cédric Klapisch in den letzten Jahren häufiger begegnet sein. Ob man mit ihm in Paris nach Kätzchen suchte oder ein Jahr in Barcelona verbrachte – meist war das Politische eher privat oder überhaupt eine Sache, um die sich andere kümmern mochten. Doch dann kam die Wirtschaftskrise … Die Wut über ein groteskes Börsen-Monopoly ist, wer kann es ihm verdenken, auch Klapisch in die Glieder gefahren. Und so darf sein Film über die Teilhabe an einem als Welt gedachten Kuchen ausdrücklich als Dokument einer (freilich komödiantisch gemäßigten) Politisierung verstanden werden.
Er erzählt von France, einer dreifachen Mutter aus Dunkerque, die wegen einer Kursschwankung mit 1199 weiteren Kollegen ihre Arbeit und beinahe auch den Lebensmut verliert. Weil es aber weitergehen muß, fährt sie nach Paris und läßt sich zur Reinigungsfachkraft umschulen – nicht ohne bei den Mitschülerinnen mit der Imitation eines osteuropäischen Phantasiedialekts für Irritationen zu sorgen. Ihr erster Job führt sie in die Hochglanzbehausung des Börsenmaklers und Frauenverschleißers Steve. Der bewegt sich durch den Aktienmarkt so sicher wie andere durch den örtlichen Gemüsestand, steht seinem kleinen Sohn Alban jedoch völlig hilflos gegenüber. So steigt France bald von der Haushalts- zur Lebenshelferin mit umfassenden Betreuungsaufgaben auf.
Das Aufeinandertreffen zweier Welten – die eine dekadent grinsend, die andere rechtschaffen schmunzelnd – ist bei all den Parallelmontagen zwischen aalglattem Börsenparkett und rauhem Dünkirchener Alltagsflickenteppich nicht zu übersehen. Der große Knall aber, auf den die Sozialromantiker aller Länder warten, klingt hier seltsam papieren. Denn Klapisch, der sich durchaus ungeniert und manchmal hart an der Karikatur bei Motiven aus PRETTY WOMAN oder MILCH UND SCHOKOLADE bedient, ist – versehentlich oder nicht – eine Thesenkomödie von manchmal enervierender moralischer Überdeutlichkeit unterlaufen.
Während nun Karin Viard als zupackende France der Geschichte trotz allem das nötige Blut in die Wangen treibt, erhält Gilles Lellouche kaum Gelegenheit, seiner Turbokapitalistenfigur das Beleghafte zu nehmen. Tja, auch das Kino ist eben ungerecht.
[ Sylvia Görke ]