• Meinungen

One Of These Days

Hände weg!

Die einen sagen Ausdauer, Herausforderung und Chance dazu, die anderen Tortur und Geistlosigkeit. Der Blickwinkel entscheidet und die Tatsache, wie weit man gehen würde für ein Stück Materie als Maßeinheit für Glück. ONE OF THESE DAYS vom Deutschen Bastian Günther, der seit längerer Zeit auch in Texas, USA lebt, greift über Fiktion auf Realität zurück. Sein „Kammerspiel auf einem Parkplatz“ zeigt das offene und metaphorische Dilemma eines realen Wettbewerbs namens „Hands On A Hardbody“, bei dem es ab Anfang der 90er jährlich bei einem Autohändler einen Truck zu gewinnen gab. Über Sieger oder Siegerin wurde nicht per Kugel und Lostrommel entschieden, sondern Körperkontakt. Gewonnen hatte, wer es am längsten schaffte, eine Hand am Chassis des Wagens zu halten. Stehend. Ohne Schlaf, mit fünf Minuten Pause pro Stunde und 15 nach sechs. Der Rekord? Ganze 125 Stunden. Das Ende dieser absurden Idee? Tragisch!

Kyle ist 30 und Familienvater. Er glaubt, den Truck zu brauchen, um besser zu leben. Vage bleibt, was die anderen 19 antreibt – Frauen, Männer, Alte, Junge. Leise oder provozierend, genügsam oder fordernd haben sie die Haut am Blech in der Sommerhitze, beten, klopfen Sprüche, singen die Nationalhymne, rasten aus, knicken ein. Müdigkeit, Durchfall, Delirium, Schnauze voll sind die Gründe. Drumherum tanzen Kampfrichter und ein einfältig amüsiertes Publikum.

Als Drama ist ONE OF THESE DAYS spannend und effizient erzählt, mit einem entscheidenden Twist und einem überwältigenden, die Tragik noch einmal verstärkenden Schluß. Einzig die flankierende Geschichte um Joan, Anfang 50, die den Contest organisiert, klemmt vor allem anfangs. Und dann immer wieder.

[ Andreas Körner ]