Die Jungs aus dem Bobo-Quartier, einem ärmeren Viertel von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, hängen rum wie alle Jungs auf dieser Welt. Nur scheinen Pelé, Vielfraß, Sheriff und die anderen mehr Spaß dabei zu haben, wenn sie beispielsweise an der Hintertür des Kinos lauschen und sich hinterher von Sheriff, der sich die Karte leisten konnte, den John Wayne zum Besten geben lassen. Denn hier ist man als Kinobesucher noch mittendrin und kommentiert die Handlung mit Szenenapplaus. Dazu muß man wissen, daß Ouagadougou im richtigen Leben das Mekka des schwarzafrikanischen Filmes ist. Alle zwei Jahre findet hier Fespaco - das wichtigste Festival des Kontinents - statt.
Das Kino symbolisiert also eine Art Glücksdroge für die Jungs. Trotzdem muß unbedingt ein kleiner Coup her, um die Träume von ein paar echten Fußballschuhen und einer Gitarre wahr werden zu lassen. Der Roller einer "wohlgenährten" Frau wird kurzerhand zum Volkseigentum erklärt und meistbietend verkauft. Leider steckt der neidische Nachbar Fatiga schon wieder seine Nase über den Zaun. Und was er sieht, muß unbedingt gemeldet werden: die Jungs sind irgendwie zu Geld gekommen. Um zu verhindern, daß die Polizei den neu gewonnenen, beschaulichen Reichtum wieder zerstört, begibt sich Bourémah mit der Spardose auf die Reise. Und wie durch Voodoozauberhand findet eine wundersame Geldvermehrung statt, die ihn und seine Familie, Freunde und Kumpane auf ewig glücklich leben lassen.
Die märchenhafte Komödie von Dani Kouyaté besitzt eine unbekümmerte, nicht unkritische Leichtigkeit, die ansteckt, denn in diesem Streifen gibt es kein Problem, das sich nicht mit einer gewitzten Idee lösen lassen würde. Die bestechliche Polizei wird mit hüftschwingenden Mädchen bezirzt, auf der Abendgala der Reichen sorgt ein ausgetüfteltes Recyclingsystem dafür, daß auch alle anderen etwas von den leckeren Cocktails haben, selbst als das viele Geld zu Zerwürfnissen führen könnte, bleibt alles friedlich - im Bobo Quartier sind die Verheisungen eines paradiesischen Kommunismus angekommen.
Mit Musik und Magie zaubert Kouyaté ein echtes Sommer-Sonne-Feel-Good-Movie. Ein bißchen Hoffnung braucht der Mensch eben, ein luftigleichter Kinoabend kann diese geben. Und hinterher Lottospielen oder auf die Pferderennbahn - vielleicht schwappt ja eine Hand voll Zauber über die Leinwand.
Originaltitel: OUAGA SAGA
Burkina Faso 2005, 85 min
Verleih: Kairos
Genre: Erwachsenwerden, Komödie
Darsteller: Amidou Bonsa, Bourémah Sébastien Bélem, Bouba Aguibou Sanou
Regie: Dani Kouyaté
Kinostart: 07.08.08
[ Susanne Schulz ]