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Penelope

Vom häßlichen Entlein mit 80er Jahre-Touch

Ja, die Frage kommt Mutter und Zuschauer gleichsam in den Sinn: Kann man das nicht abschneiden??? Nein, das wird leider nichts, weil da die Hauptschlagader mitten durchgeht. Der Rüssel bleibt also dran! Genau, das Kind von hoher Geburt und mit dem schönen Namen Penelope hat etwas im Menschengesicht, was da so gar nicht hingehört - eine Schweinenase.

Schuld ist ein alter Fluch, der über dem adligen Hause Wilhern schwebt, die Mutter ist entsetzt, hysterisch, um den guten Ruf besorgt. Da hilft auch der schwache Trost des Gatten nix, daß es wohl Kinder gäbe, die mit Kiemen geboren wurden. Man versteckt das an sich hübsche Mädchen bis zur Volljährigkeit, um dann den toleranten Mann zu finden, der nicht nur die prächtige Mitgift sondern auch den Gesichtserker der Maid in Kauf nimmt. Das Gekreisch der werten Herren ist groß, alsbald sie Penelope unverhüllt zu Gesicht bekommen. Nur einer ist irgendwie anders ... was die Sache nicht unbedingt und schon gar nicht sofort leichter macht.

Ein bißchen guten Willen muß man schon mitbringen, um das in der Tat nicht reizlose schräge Märchen ein wenig zu mögen. Auf der Habenseite ist die wie immer faszinierende Christina Ricci, dieser halbhübsche Zwerg mit der hohen Stirn, der man alles zutraut, von der liebenden Fee bis zum Kriege führenden Teufelsweib. Schön sind auch die zum Auftakt der Geschichte im schnellen Tempo eingeflochtenen visuellen Effekte und dramaturgischen Chaosausbrüche. Bald nervt dann aber so ein bißchen der 80er-Touch mit kreischend aufgerissenen Gesichtern, das Dudeln von gefühliger Musik und den darunter gelegten Zeitlupenbildern, das Parallelgeheul von neuer Freiheit - sie erstmals raus aus dem Schloß und rauf auf eine Vespa, und er weg vom Pokertisch und wieder ran ans Klavier. Denn der holde Max ist ein Romantiker, ein Kuschelprinz auf Umwegen.

Das Finden der Liebe ist dann aber schon sehr brav erzählt in dieser Mär über zwei Menschen, die laufen lernen müssen, weil ihnen das Leben ein Bein gestellt hat. Dafür ergießt sich am Ende der große Kübel der Wiedergutmachung, da dürfen die Geigen zwitschern, da darf das Näschen wieder weg vom Schweineantlitz frech in den Himmel gereckt werden, da darf der Kitsch über die Blumenwiese und unter die Kinderschaukel kriechen - wie gesagt, ein bißchen guten Willen muß man da schon mitbringen ...

Originaltitel: PENELOPE

USA 2006, 89 min
Verleih: Capelight

Genre: Tragikomödie, Liebe, Schräg

Darsteller: Christina Ricci, James McAvoy, Reese Witherspoon, Catherine O’Hara, Richard E. Grant

Regie: Marc Palansky

Kinostart: 05.06.08

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.