Originaltitel: DÓLARES DE ARENA
Dominikanische Republik/Argentinien/ Mexiko 2014, 84 min
FSK 0
Verleih: Salzgeber
Genre: Drama, Liebe, Schwul-Lesbisch
Darsteller: Geraldine Chaplin, Yanet Mojica, Ricardo Ariel Toribio
Stab:
Regie: Israel Cárdenas, Laura Amelia Guzmán
Drehbuch: Israel Cárdenas, Laura Amelia Guzmán
Kinostart: 10.12.15
Das ist hier zunächst gar nicht die Frage, wenn wir Noeli kennenlernen, ein 20jähriges Mädchen, welches an den Traumstränden der Dominikanischen Republik angespülten Touristen Liebe schwört, sie aber lediglich ausnimmt und so sich und ihren Freund Yeremi über die Runden bringt. Eine scheinbar bekannte Konstellation, doch folgt ein Kniff, als wir Anne treffen. Sie ist seit drei Jahren mit Noeli zusammen, hat geschätzt das fast vierfache Alter und unglaublich sehnsüchtige Augen.
Man erfährt kaum was über Annes bisheriges Leben, es gibt da einen entfremdeten Sohn, zwei Enkel außerdem, sie kommunizieren bloß rudimentär. Liegt es am angedeuteten Tod der Schwiegertochter? Keine Ahnung, grundsätzlich kann man die Frage sowieso vernachlässigen und einfach Anne anschauen – die dünnen Arme, jene direkt in unsere Brust springende Traurigkeit, das verlebte Gesicht, ein wenig zu stark geschminkt. Sie will offenbar schön sein für die blutjunge Geliebte, etwas bieten außer Geld, das Noeli konsequent einfordert, immer wieder. Diese Anne spielt Geraldine Chaplin angstfrei, teilweise gar gnadenlos gegen sich selbst, bedrückend echt und als Opfer des schlimmsten Feindes, namentlich der Einsamkeit.
Dem gegenüber steht Noeli, vorerst ein menschlicher Mix aus egoistischem Miststück, von Armut zum Betrug gezwungenem Mädchen sowie unter allen Umständen die Würde verteidigender Insulanerin. Folglich schwanken die Sympathiewerte stetig auf und ab, während es dem Regie-Duo manchmal gefällt, Noeli unerwartet weiche Züge zu verleihen: Ohne Frage schwingt in der Beziehung zu Anne mehr als schnöder Mammon, gibt es Geborgenheit, Anflüge wahrer Zuneigung. Logisch, denn bei genauerem Hinsehen suchen beide Frauen individuellen Seelenfrieden – Anne in der vermutlich letzten Partnerschaft, Noeli an einer starken Schulter, die Yeremi (tumb und machohaft) keinesfalls zur Verfügung stellt, wohl nie dazu taugen wird. Beide kennen die jeweilige Aussichtslosigkeit der Lage. Und beide schauen panisch weg, wenn die Wahrheit zu forsch ums Eck lugt.
Natürlich generiert sich ebenfalls deswegen aus der Ménage-à-trois ein böser emotionaler Konflikt, dessen nötige Lösung schon viel zu lange auf sich warten ließ und für mindestens eine Person zwangsläufig zum Tag des jäh endenden Verleugnens geraten muß. Er kommt – und bricht auch vor der Leinwand Herzen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...