Originaltitel: STRANGER THAN FICTION
USA 2006, 113 min
Verleih: Sony
Genre: Tragikomödie, Schräg
Darsteller: Will Ferrell, Maggie Gyllenhaal, Dustin Hoffman, Emma Thompson, Queen Latifah
Regie: Marc Forster
Kinostart: 08.02.07
Die Filme von Wes Anderson sind schräg, poetisch, oft um die Ecke anrührend. Die Filme von Michel Gondry sind spinnert, kauzig, sympathisch ungelenk. Dieser Film von Marc Forster ist all dies zusammen. Und auch er erzählt gut und gern von nicht ganz alltäglichen Alltagstypen, die das Glück im Kleinen finden, die von der Schönheit des Lebens erst keß und kräftig in die Seite gezwickt werden müssen, um diese wahrzunehmen.
Auch Harold ist so ne Type, Bürohengst, Steuerbeamter, dessen Leben aus Zahlen, auf die Sekunde genau getrimmten Abläufen und auf Kante geplätteter Bettwäsche besteht. Ein armer, recht emotionskarger Mensch also, der alle Zusammenhänge in einer mathematischen Formel als logisch bündelt. Dabei übersieht der Mann, daß das Leben eben nicht logisch ist, daß Leben nicht nur Überleben ist, daß Leben oft mehr als 1 und 1 ergibt. Auf dem Weg zur Erleuchtung, der manchmal auch durch Abrißbirnen in der Wohnzimmerwand beschleunigt werden muß, lernt er die kleinunternehmerische und zugegeben anmutige Bäckerin Ana kennen, die sich den Tretmühlen des Finanzamtes ganz bewußt und rebellisch entzieht. Harold wird die Muse küssen, als er in den staubigen Unterlagen seiner steuerprüferischen Pflicht nachkommt. Und nach anfänglicher Kratzbrüstigkeit fährt Ana eine Tour de Charme, wobei ihre Kekse, in Milch getunkt, all die steilen Kurven des Annäherungsprozesses eines ungleichen Paares glätten.
Ein Märchen aus Honig und Zuckerguß also? Eben nicht, weil Harold doch auch eine Romanfigur ist, die an den Strippen einer verzweifelten Autorin hängt, die noch jeden ihrer Helden hat sterben lassen. Und das gerade jetzt, wenn der Daseinssinn unseren Harold richtig schön liebesrot und in Breitseite strahlen läßt. Harold muß die Schreiberin finden ...
Trotz einer zugegeben staksigen Ebenenvielfalt verliert sich Forsters Märchen niemals in den Windungen eines sich zu klug brüstenden Gedankenfurzes, er nimmt das Dunkle, das Wage der Gefühle ernst, versteht sich perfekt auf der Klaviatur aller Unwägbarkeiten im amourösen Miteinander und läßt durch eine stringente, mit mildem Witz und stillem Sentiment verfeinerte Erzählung sogar vergessen, daß Harold vom mimischen Grobscharnier Will Ferrell gespielt wird. Forster kennt sich scheinbar selbst im Utopischen aus, steht doch am Ende dieser schrägen Ballade auch die Erkenntnis, daß selbst Steuerfahnder Gefühle haben.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.