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Sie sind ein schöner Mann

Filmdessert für zwei Löffel

Ein Kurzschluß macht den Bauern Aymé zum Witwer. Und schwer ist zu sagen, was ihn mehr bekümmert - der Verlust der gebrauchten Melkmaschine oder der Tod der gebrauchten Gattin. Immerhin waren beide noch ganz gut in Schuß. Weil man das aber von Aymés Haushalt nicht sagen kann (besonders die Katze in der Waschmaschine weiß davon ein Lied zu singen), soll gleich nach den neuen Elektrogeräten wieder eine wind- und wetterfeste Frau angeschafft werden.

Bodenständigkeit und Frische muß die Neue (Frau) nicht mitbringen, denn die hat Isabelle Mergaults Film in Hülle und Fülle. Herrlich kurz angebunden verhandelt sie eines der Lieblingsthemen des Kinos, besonders des französischen. "Amour toujours", der Klischee gewordene Schlachtruf aller Baskenmützenträger, gibt hier als Werbespruch einer Heiratsvermittlung die Richtung vor. Schon deshalb bahnt sich diese Filmliebe lakonischer an als andere.

In Rumänien, wo Frauen kein übertriebenes Kompliment scheuen, um nach Frankreich zu gelangen, wird Aymé fündig. Warum er in Bukarest auch nach deutschen Autos, Bratwurst und Sauerkraut sucht, würde an dieser Stelle zu weit führen. Daß aber daheim aus der Zweckgemeinschaft zwischen dem gar nicht glutäugigen Pragmatiker und der schönen Elena plötzlich Flammen schlagen, darf nicht verheimlicht werden. Schließlich findet auch Aymé Gefallen daran, ein einziges Dessert gemeinsam zu essen - nicht nur aus Gründen der Sparsamkeit.

Es passiert langsam, in knappen Dialogen, zwischen allerhand merkwürdigen Nachbarn und in unprätentiösen Bildern. Eines davon - das gummigestiefelte Bäuerlein im Traktorrad - ist als Plakatmotiv Beweis für die kleinen, feinen Pointen, die sich darin finden. Ein ländlich schwerfälliger Michel Blanc und seine leichtfüßige Filmpartnerin machen in diesen Gummistiefeln wunderbare Figuren, und zwar ohne große Pirouetten. Daran mag es liegen, daß es in Mergaults Geschichte bisweilen etwas sehr züchtig zugeht. Aber während die Füße hier stets fest auf dem Boden bleiben, darf man doch immer mal wieder mit dem Kopf am Himmel anstoßen.

[ Sylvia Görke ]