Originaltitel: GLORY ROAD
USA 2006, 117 min
Verleih: Buena Vista
Genre: Sport, Drama
Darsteller: Josh Lucas, Derek Luke, Austin Nichols, Tatyana Ali, Jon Voight, Evan Jones, Schin A. S. Kerr, Alphonso
Stab:
Regie: James Gartner
Produktion: Jerry Bruckheimer
Kinostart: 06.04.06
Nichts gegen Sport! Nichts gegen kollektiven Muskelkater, den völkerverbindenden, den erzieherischen Wert der körperlichen Ertüchtigung! Aber es muß gestattet sein, sich auch einmal laut zu beklagen. Zum Beispiel über ein mediales Medaillenspiegelgucken, das halbe Nachrichtensendungen füllt, als würden jenseits der Sportplätze keine Kämpfe ausgetragen. Vor allem aber über das Genre des sogenannten Sportlerdramas, das in schöner Regelmäßigkeit einen kindlichen Sportsgeist aus der Flasche läßt, um den Mangel an geistiger Bewegung im Übrigen auszugleichen.
Um dem Vorwurf der Unsportlichkeit vorzubeugen, sei zugestanden, daß der Anlaß der Aufregung nichtig ist. Regisseur James Gartner und Jerry Bruckheimer, der seine Produzentenmuskeln in so ziemlich jeder Filmdisziplin spielen läßt, laufen nämlich locker ein Rennen nach Hause, das nur moralische Sieger kennt. Angesiedelt im US-amerikanischen Süden der 60er, findet hier stellvertretend auf dem Basketballcourt einmal mehr die Versöhnung von Schwarzen und Weißen statt. Geleitet vom knappen Budget und einer ganz unzeitgemäßen Farbenblindheit, mutet der bisherige Mädchen-Coach Haskins seinen Arbeitgebern vom College eine mehrheitlich dunkelhäutige Spielerauswahl zu. Aus bundesstaatenweiten Großstädten zusammengesucht, findet sich der talentierte aber furchtbar disziplinlose Haufen in der offen rassistischen Provinz wieder, wo es neben der College-Meisterschaft erst einmal den Groove und manchmal auch das Leben zu retten gilt.
So existentiell, so politisch der Kampf dieser Underdogs auch angelegt sein mag - es ist ein Heimspiel nach dem Regelwerk des Leistungsprinzips. Dramatische Dribblings, emotionale Weitwürfe, ganze Jahrzehnte des moralischen Erwachsenwerdens konzentriert in Sekunden der sportlichen Entscheidung. Und wo ein Wille ist, ist auch immer eine Tina. Will sagen: die Liebesgeschichte wird frei Haus mitgeliefert, denn Dabeisein ist alles. Wer sich jetzt fragt, wann zum Kuckuck er das alles schon mal gesehen hat, dem kann geholfen werden: viel zu oft. Die sattsam bekannten Klischees, an denen sich diese Geschichte entzündet, bleiben die wirkliche Herausforderung. Und die ist tatsächlich nur mit olympischem Sportsgeist zu bewältigen.
[ Sylvia Görke ]