Originaltitel: YOU GOT SERVED
USA 2003, 94 min
Verleih: Columbia
Genre: Drama
Darsteller: Marques Houston, Omari Grandberry, Jarell Houston
Stab:
Regie: Christopher B. Stokes
Drehbuch: Christopher B. Stokes
Kinostart: 02.09.04
Die Bässe liegen so tief wie die Hosen der Kids mit den wieselflinken Bewegungen und der Gangsta-Coolness-Mimik, mit der sie Krieg auf der Tanzfläche spielen: Move gegen Move, Crew gegen Crew. Das ist Street Dance, ein für größere Gruppen choreographiertes Breakdancing, ein gestyltes Ersatzgefecht, in dem sich die Rebellion der Jugend und die soziale Rebellion des farbigen Underdogs ergänzen.
Elgin und David sind die beiden Könige des Street Dance, nebenbei noch Kuriere für den fetten Drogenbaron Emerald. Sie gewinnen alle Wettbewerbe, jede Menge Respekt und manches Mädchenherz. Dumm nur, daß Davids letzte Eroberung ausgerechnet Elgins kleine Schwester ist, für die er seinen besten Kumpel sitzen läßt, als der mit ihm einen besonders gefährlichen Job für Emerald erledigen soll. Als Elgin die Sache allein durchziehen will, muß er sich seine Fracht klauen und ein Bein brechen lassen. Ganz miese Bilanz: die Freundschaft mit David kaputt, das Schwesterchen sauer und dazu noch seine Beleibtheit Emerald, der ihm genau zwei Wochen Zeit gibt, das Geld aus dem verpatzten Drogendeal wiederzubeschaffen. Eigentlich nicht machbar, wenn da nicht "The Big Bounce" wäre, die Chance auf einen 50.000-Dollar-Gewinn im landesweiten Street Dance-Wettbewerb. Doch für diesen Sieg müßte sich die alte Crew erst wieder zusammenraufen ...
Das beste an Tanzfilmen sind erfahrungsgemäß die Tanzszenen. Das hier bestätigt zu finden, macht wütend. Christopher B. Stokes gibt vor, Freundschaft, Loyalität, Liebe zu verhandeln. In Wirklichkeit bleibt es in jeder Szene eine Dünnbrettbohrer-Story nach dem im Film wörtlich zitierten Nietzsche-Motto "Was Dich nicht umbringt, macht Dich stärker."
Die schlimmstmögliche Katastrophe, das Damoklesschwert, das wirklich über jeder Szene schwebt, ist das: Irgendwer, irgendwas könnte uncool aussehen. Die Tanzszenen zu Beginn gehören zu den wenigen Momenten, in denen diese Angst aller Beteiligten nicht spürbar wird. Da gibts kein falsches Zaudern, keinen Mißton; wenn ein Tänzer auf dem Boden landet, dann wackelt die Kamera, als wäre ein Komet ins Parkett eingeschlagen. Hier steckt die ganze jugendliche Wut und Kraft, die in diesem dämlichen, klischeeüberfrachteten Film nix findet, an dem sie sich austoben und dramatisch brechen könnte. Wenn diese Energie irgendwann erstarrt, wird aus ihr eine MTV-Show.
[ Christian Seichter ]