Originaltitel: THE BLING RING
USA 2013, 90 min
FSK 12
Verleih: Tobis
Genre: Satire
Darsteller: Katie Chang, Emma Watson, Israel Broussard, Claire Julien, Taissa Farmiga, Leslie Mann
Stab:
Regie: Sofia Coppola
Drehbuch: Sofia Coppola
Kinostart: 15.08.13
Einen Zeitungsartikel verfilmen? Warum eigentlich nicht?! Immerhin leben wir in Zeiten, in denen der „Kaffee zum Weglaufen“ oder das „Rasen-Reparatur-Set“ erfunden wurden und hauptberufliche Erbinnen wie ein Hotel in Paris heißen. Nun, das Regie-Fräuleinwunder Sofia Coppola kann popkulturelle Vorlagen in jeder Form verwandeln, sogar transpazifisch (LOST IN TRANSLATION) oder historisch (MARIE ANTOINETTE).
Und es gibt wirklich geringere Anlässe für einen Film als die unglaubliche, aber wahre Geschichte einer Teenager-Bande, die sich in den Häusern der Beverly-Hills-Prominenz mit dem Nötigsten versorgt: hochhackige Designer-Schuhe, süße Handtaschen für das Gala-Diner, fette Klunker für die nächste Charity-Veranstaltung, Uhren für festliche Anlässe, Leggins für den spontanen Klubbesuch, die Luxuslimousine für eine Spritztour zum Strand. Unter dem Titel „The Suspects Wore Louboutins“ berichtete die Vanity Fair von der Verhaftung des sogenannten „Bling Ring“, einer Clique von Schülern aus beruhigenden finanziellen Verhältnissen, denen Mutti vielleicht einen kostspieligen Geschmack und Grundlagen der Image-Bildung vermittelt, aber kaum ein bißchen Realitätssinn ins bioaktive Müsli gemischt hat. Denn die Diebe leiden nicht nur an Wohlstandsverwahrlosung, sondern auch an digitalem Exhibitionismus: Liebes Facebook, heute einen Prada-Pulli bei Orlando Bloom geklaut …
Coppola macht daraus eine Ausstattungsorgie für ein halbes Dutzend It-Girls und einen milchgesichtigen Jüngling, die wie auf einem roten Teppich kichernd und plappernd von Einbruch zu Einbruch fliegen – wenn man das wegen der unter den Fußmatten „versteckten“ Hausschlüssel überhaupt so nennen darf. Aufgehalten werden sie nur von kurzen Zeitlupen oder einer Bö aus dem Windapparat, die ihnen fotogen ins Haar fährt. Irritierend ist dabei, wie unangenehm dicht Coppola an kuriosen Life-Style-Formaten wie „MTV Cribs“ bleibt, sich schamlos dieser nervtötenden Jetzt-gehen-wir-mal-hier-rein-Dramaturgie bedient und reichlich frech auf die eingebaute Satire-Automatik der Medienmaschinerie vertraut.
Durch die Kulissen schleichen dann auch ein paar „echte“ Schauspielgrößen und Selbstvermarktungsköniginnen. Offen bleibt, was damit bewiesen ist. Humor? Geschäftssinn? Oder die Beziehungsdynamik unter High-Society-Kids? Tja, auch da kennt sich die Regisseurin bestens aus.
[ Sylvia Görke ]