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The Elephant King

Bruderzwist vor der Kulisse Thailands

Es hat schon etwas für sich, so ein Aussteigerleben. Vor allem, wenn man aus den reichen Vereinigten Staaten kommt und Thailand das selbstgewählte Exil darstellt - Land der malerischen Kulissen und günstig erwerbbaren Liebesdienste. Und obwohl Jake, der glückliche Auswanderer, studierter Anthropologe ist, ist es vor allem das leichte Leben zwischen Rausch und Sex und nicht das tiefe Interesse an den einheimischen Menschen und ihrer Kultur, das ihn hier hält.

Zu Hause in New York haben seine Eltern mit den Schulden und Gesetzesbrüchen des Ausreißers zu kämpfen. Die Mutter fleht ihn an, sich um das Chaos zu kümmern, das er daheim zurückgelassen hat, doch Jake will nicht zurückblicken. Als er hört, daß sein kleiner Bruder Oliver an einer ernsten Depression leidet, meint Jake, daß Thailand auch auf Oliver eine heilende Wirkung haben könnte und lädt den unsicheren jungen Mann zu sich nach Chiang Mai ein. Zunächst scheinen das bunte Nachtleben und das traumgleiche Flair Oliver tatsächlich gut zu tun, und er blüht auf. Doch anders als der Lebemann Jake schafft Oliver es nicht, die emotionale Distanz zu wahren. Er verliebt sich in Jakes Freundin Lek, eine wunderschöne, smarte aber berechnende Thai. Jake meint, seinem naiven Bruder die Augen öffnen zu müssen und verschärft damit einen Konflikt, dessen Wurzeln weit tiefer gehen, als anfangs zu vermuten.

Regisseur und Autor Seth Grossman erzählt für einen Debütanten wahnsinnig sicher. Seine atmosphärisch dichte Bildsprache macht THE ELEPHANT KING sehenswert, obwohl die Kerngeschichte des Bruderzwists alles andere als neu ist, und der Blick auf Thailand großteils Stereotypen bedient. Trotz dieser wohl bewußten perspektivischen Beschränkung schafft es der Film, die verwendeten Klischees zu hinterfragen und Jakes chauvinistische Haltung - auch als Kommentar zur amerikanischen Außenpolitik lesbar - kritisch zu betrachten. Diese reflexive Ebene erreicht Seth Grossman, ohne daß sie zu aufgesetzt wirkt oder den geschlossenen Kosmos der Geschichte sprengt.

THE ELEPHANT KING ist ein auffallend stimmiger, mitreißender Debütfilm, der gespannt macht auf die weitere Entwicklung seines jungen Regisseurs.

Originaltitel: THE ELEPHANT KING

USA/Thailand 2006, 90 min
Verleih: Maxximum

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Tate Ellington, Jonno Roberts, Florence Faivre, Ellen Burstyn

Stab:
Regie: Seth Grossman
Drehbuch: Seth Grossman

Kinostart: 31.07.08

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...