Originaltitel: THE WEATHER MAN
USA 2005, 101 min
Verleih: UIP
Genre: Drama, Komödie
Darsteller: Nicolas Cage, Michael Caine, Hope Davis, Gemmenne de la Peña, Nicholas Hoult
Regie: Gore Verbinski
Kinostart: 02.03.06
Winterliche Kälte hat Amerika fest im Griff. Eisschollen bedecken den Fluß, Schneeflocken rieseln sacht hernieder, und auf dem Gesicht von TV-Wetterfrosch Dave Spritz gefriert das Lächeln zur Grimasse. Doch zumindest für Letzteres zeichnen weniger die Außentemperaturen als vielmehr Spritz’ Leben verantwortlich.
Vater Robert, stets mehr um alle anderen als sich selbst bemüht, feiert vorsorglich schon zu Lebzeiten seine in Kürze sowieso stattfindende Beerdigung – ein Stromausfall verhindert, daß Spritz würdig Abschied nehmen kann. Tochter Shelly hat offensichtliche Gewichtsprobleme, raucht heimlich und scheitert beim Ballett, weshalb das neue Hobby "Bogenschießen" heißt. Sein Sohn schließt nicht bloß mit Drogen Bekanntschaft. Sogar ein in verspielter Naivität geworfener Schneeball verschlechtert das bereits schwer angeschlagene Verhältnis zu Ex-Gattin Noreen. Und als Sahnehäubchen auf dem Sorgenkuchen attackieren mißgünstige Zuschauer Spritz ständig mit Fast Food. Dave hangelt sich quasi permanent durch den von ihm etablierten "Eiszapfentag der Woche" ...
THE WEATHER MAN mußte nach Fertigstellung viel zu lange auf einen Starttermin warten, was daran liegen dürfte, daß er selbst unter Aufbietung allen guten Willens nicht als im klassischen Sinne "schön" gelten kann. Vielmehr wird hier gnadenlos von der bleischweren Leichtigkeit des ganz normalen Lebens erzählt, dient Lachen auch im Kinosaal primär dazu, den todtraurigen Intermezzi die Zähne zu zeigen. Entsprechend ätzend und überhaupt nicht zimperlich kommt der Humor daher (Stichwort "Kamelfuß"), während eiskalte Bilder sowie minimalistischer Score für Frost sorgen. Ohne Ausnahme brillante Darsteller verhindern – neben einer so absurden wie herzblutigen Inszenierung – dennoch jederzeit das Abgleiten in postmodernen Zynismus oder stilisiertes Schmierentheater.
Nein, dies ist kein kühl kalkuliertes Kunstprodukt, bei dem man auf Anordnung kichern oder weinen soll. Wo nämlich Hoffnung und Verzweiflung, Freude und Depression derart realistisch nebeneinander existieren, entsteht etwas mittlerweile sehr Seltenes: ganz großes Kino aus Hollywood, praktisch ein Meisterwerk.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...