Originaltitel: TIM BURTON’S CORPSE BRIDE

USA 2005, 75 min
Verleih: Warner

Genre: Animation, Fantasy, Puppentrick

Regie: Mike Johnson, Tim Burton

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Tim Burton’s Corpse Bride

Unter dem Pflaster der Stadt ...

Wer Puppentrick als altbacken und nur für Kinder unterhalb der Milchzahnschallmauer geeignet empfindet, der hat NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS oder JAMES UND DER RIESENPFIRSICH nicht gesehen. Für beide zeichnete Wuschelkopf Tim Burton verantwortlich, und wenn es so etwas wie eine Trilogie des schrägen Puppentricks geben sollte, dann findet sie mit diesem genialen Film einen fulminanten Schluß.

Dabei ist die Geschichte recht simpel: Viktor, ein trauriger Junge mit großen Augen, der nicht zufällig Burtons Haus-und-Hofmimen Johnny Depp ähnlich sieht, soll Viktoria heiraten. Beide kennen sich nicht, die Ehe ist eher der Plan ihrer Eltern. Die von Viktor sind Fischfabrikanten, wohlhabend, aber ohne Stil und Etikette. Und Viktorias Schöpfer? Nur verarmter Adel, ohne Fisch, aber mit unheimlich viel Attitüde. Am Trautag vergeigt es der nervöse Junge, verhaspelt sich beim ehelichen Schwur und soll nun noch ein wenig üben. Das tut er, wirft im dunklen Wald einer herausstehenden Baumwurzel den Ring über und schwört ewige Treue, und was man sonst noch so sagt. Fehlerfrei. Und doch nicht, weil die Wurzel keine Wurzel war, sondern der Finger einer längst verschiedenen Dame, die bisher traurig in der Unterwelt ihr einsames Dasein fristete und nun die Chance ihres "Lebens" sieht. Für Viktor öffnet sich das Tor zum Reich der Toten, und eigentlich will er ganz schnell wieder weg, denn so ein bißchen bubberte ihm das Herz schon, als er Viktoria zum ersten Mal sah ...

Es ist der schier unendliche Einfallsreichtum Burtons, der sich hier beim Erschaffen zweier Welten so richtig austoben kann. Dabei konterkariert er mit erstaunlichen Ideen den Tod und das Leben. Unter dem Pflaster steppt der Bär, da wird ausgelassen gefeiert, da nehmen die schrillsten Farben Raum ein, da könnt’s einem schon gefallen. Hingegen im Diesseits der tristeste aller Grautöne herrscht, lange Gesichter von der schweren Bürde des Lebens berichten, und man da schon irgendwie drauf verzichten könnte. Eine von vielen absurden Ideen des Gothic-Großmeisters. Irgendwie "süß" ist ihm gar ein Hund, ja eigentlich schon eher das Skelett einer Töle, gelungen. Mehr darf da nicht verraten werden ...

Diese skurrile Reise ins Reich der Phantasie verblüfft neben einer unglaublichen Animation vor allem durch Wortwitz, knackige Pointen, Tempo, Reduktion auf das Wesentliche und gipfelt in der wohligen Erkenntnis, daß Burton schon ein bißchen gaga ist.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.