D 2018, 120 min
FSK 12
Verleih: SquareOne

Genre: Biographie, Drama, Sport

Darsteller: David Kross, Freya Mavor, John Henshaw

Regie: Marcus H. Rosenmüller

Kinostart: 14.03.19

5 Bewertungen

Trautmann

Das Leben, (k)ein Spiel

Bernd „Bert“ Trautmann: Legendärer Torhüter, der 1956 im englischen Cupfinale infolge eines gegnerischen Stürmer-Zusammenpralls für seine Mannschaft die letzte Viertelstunde mit gebrochenem Genick absolvierte – kurze Ohnmacht, Kopf hoch, weiter. Wie nähert man sich einem derart Unverwüstlichen?

Klar: vorsichtig und ehrerbietig, keinesfalls von hinten durch die Brust und schon gar nicht darauf geeicht, Dunkles in der Biographie hervorzuzerren. Das hatte Trautmann einst ohnehin selbst getan, offen nebst Babies verlassene Frauen oder früheren Judenhaß thematisiert. Selbigen trieben ihm nach eigener Aussage die Engländer aus, welche ihn Menschlichkeit lehrten. Ausgangspunkt für Marcus H. Rosenmüllers ebenso frei wie (gerade deshalb?) stets unterhaltsam erzähltes Biopic.

Es schreitet schnellen Schrittes voran, Rosenmüller verknappt galant, manchen Zeitsprung vollziehen Einzelsätze. Trautmann gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als englischer Gefangener, dann vom Trainer einer Provinzmannschaft entdeckt, dessen attraktive Tochter Margaret haßt den Deutschen, weil deutsch = Nazi, Lustmolch, Mörder und Vergewaltiger. Der ganz normale grobe gedankliche Scherenschnitt also, ehe Trautmanns Freundlichkeit bei der heißblütigen Schönen für Umdenken sorgt. Trautmanns Engagement bei Manchester City, öffentliche Entrüstung und Spießrutenlauf, schließlich Aufstieg zum Helden, bevor das Schicksal grausam zuschlägt.

Rosenmüller greift zu hübschem Zeitkolorit, sorgfältiger Ausstattung, über atmosphärischen Kompositionen aus Farben und Licht strahlt Musik, die noch echte solche war und nicht bloß Helenes zerrüttende Omnipräsenz in der Halbzeitpause. Und obwohl sich Konflikte zuweilen zu geschmeidig auflösen, weswegen einiger dramatischer Abgrund recht hininszeniert scheint: Rosenmüllers Spiel auf richtig großer Gefühls-Klaviatur funktioniert.

Was sich neben universellen Fragen zu Schuld und Sühne sowie dringlichem Appell wider Vorverurteilung und geistige Kollektivhaftung in wesentlichem Maß Newcomerin Freya Mavor verdankt. Margarets feurig flammendes Herz zu offenbaren, beherrscht sie adäquat zum leiseren Ton, dem Herausschälen emotionaler Verletzungen bis zum drohenden Zerbrechen. Auch ein Grund dafür, daß die zwei eigentlich nur informativen finalen Texteinblendungen bei tiefgreifender Beschäftigung regelrechte Gedankenstürme auslösen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...