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Väter

Wenn Familienglück zerbricht

2002 ist bisher ein trauriges Jahr für den deutschen Film gewesen. Großartige Filme wie TATTOO oder WAS TUN, WENN’S BRENNT? wurden vom Publikum ignoriert, andere schockierten allein schon durch ihre Existenz, bestes Beispiel DER FELSEN. Der Herbst könnte Erlösung bringen. Mit dem famosen Berlinale-Beitrag HALBE TREPPE steht eine Kinoperle ins Haus, und Dany Levi stellt seinen wunderbaren Film VÄTER dem hoffentlich interessierten Publikum vor.

Marco Krieger sitzt in seinem Wagen neben einem Kindergarten. Durch den Zaun hindurch beobachtet er einen Jungen. Es ist sein eigener Sohn Benny. Aber er darf ihn kaum noch sehen, die Anwälte seiner Frau Melanie erlauben ihm zwei Stunden Umgang mit dem Sechsjährigen. Im Monat. Karrierearchitekt Marco ist nicht gewohnt, daß ihm etwas verboten wird. Er entscheidet selbst, und wenn es sein muß, kämpft er. Nun kämpft er gegen Melanie und hat äußerst schlechte Karten. Er ist nur Bennys Vater, hat seine Pflichten bisher gelassen gesehen. Zu dieser Zeit haben die Eheleute Melanie und Marco Krieger schon einiges hinter sich. Sie haben sich auseinandergelebt, doch noch einmal zusammengerauft, wieder zerstritten und schließlich getrennt. Sie haben ebenso noch einiges vor sich.

Drama, Liebesfilm, Bestandsaufnahme zur Institution Familie - VÄTER einem Genre zuzuordnen, fällt schwer. Den zwei titelgebenden Männern - Marco, dessen Vaterrolle auf dem Prüfstand steht und sein eigener Vater Peter, der im Moment der Krise für Marco da ist - stehen ebenso interessante Frauen gegenüber. Marcos Kollegin Ilona zum Beispiel, die heimlich in ihn verliebt ist, oder seine Assistentin Christa, die Marcos zunehmender Unzuverlässigkeit ausgesetzt ist. Vor allem ist da aber Melanie, Bennys Mutter. Maria Schraders eindrucksvoller Darstellung ist es zuzuschreiben, daß Marcos selbstherrlicher Charakter entblättert und der anwaltsverstärkten Melanie nicht einfach die Schuld am Familienstreit gegeben wird. Sie ist vom Sorgerechtsstreit ebenso erschüttert, und selbst als ihre Geduld längst aufgebraucht ist, zweifelt Melanie am endgültigen Bruch.

Somit ist VÄTER Gott sei Dank mehr als eine plumpe Solidarisierung mit den Vätern der Nation, greift die Themen sensibel und vielschichtig auf.

D 2002, 102 min
Verleih: X Verleih

Genre: Drama

Darsteller: Maria Schrader, Sebastian Blomberg, Rolf Zacher

Regie: Dani Levy

Kinostart: 26.09.02

[ Roman Klink ]