D 2017, 90 min
FSK 12
Verleih: DCM
Genre: Komödie
Darsteller: Jörg Schüttauf, Josefine Preuß, Devid Striesow, Hedi Kriegeskotte, Jacob Matschenz
Regie: Franziska Meletzky
Kinostart: 12.10.17
Natürlich hat er seine Momente, dieser Streifen. Margot Honecker abends in Wandlitz, im Fernseher läuft Biermann live, mutmaßlich abgespielt von VHS-Kassette auf einem japanischen Videorekorder, ganz sicher erworben im Geländeladen vor Ort. Oder dieser zweite Moment da, wann kam er gleich? Ein dritter noch … Die „freche“ und „schräge“ Komödie aber, als die VORWÄRTS IMMER! angekündigt wird, will sich nicht recht einstellen. Nicht 2017. Nicht nüchtern besehen. Immerhin, eines stimmt: Es ist die erste Honecker-Verwechslungskomödie überhaupt. Fragt sich nur, wer sie braucht. Und wer darüber lachen mag.
Als der Dresdner Komiker Uwe Steimle relativ wendenah Parodien auf den Ex-Staatsratsvorsitzenden ins Programm nahm und ihn unter anderem Weihnachtslieder singen ließ, war es wirklich witzig. Steimle selbst hat diesen Witz danach allerdings verschlissen, weil breitgetreten. Ob man ihn überhaupt gefragt hat, jetzt in die Rolle des Theaterdarstellers Otto Wolf zu schlüpfen? Eher nicht. Jörg Schüttauf ist’s geworden. Das ist schon physiognomisch heikel, denn eine Verwechslungskomödie hängt bei allen Gags und situationskomischen Ideen vor allem am Glauben. Schüttauf hilft da keiner so recht.
Otto Wolf also. Spielt in Berlin am Theater und steht unmittelbar vor der Premiere des heimlich geprobten Stücks „Vorwärts immer!“, das am Abend des 9. Oktober 1989 aufgeführt werden soll. Darin gibt Wolf einen Honecker, der seinen Traum von einer besseren DDR verkündet. Die letzte Probe am Morgen gerät außer Kontrolle, nicht zuletzt deshalb, weil Wolfs Tochter der längst ausgereisten Mutter in den Westen folgen will und sich just an diesem Montag wegen Paßfragen nach Leipzig begeben muß. Hallo, Demo! Vorsicht, Schießbefehl! Den nur einer verhindern kann: E.H. Wenn schon nicht der echte, dann eben der falsche.
Man liest, es gab zuvor 58 Drehbuchfassungen, an denen vier Autoren mitgeschrieben haben. Leider reicht auch die finale 59. nur zu einem weitläufig trägen, biß-, weil harmlosen, zwischen burlesker Revue und dürftigem Anspruch taumelnden Film. VORWÄRTS IMMER! ist durch viele vorauseilende Aspekte wie geschaffen dafür, ihn zum Abschuß freizugegeben. Die Frage ist, was fängt man mit ihm an, wenn er am Boden liegt, bevor er losgeflogen ist? Freie Bürgerinnen und Bürger dieses freien Landes, auch das dürfen Sie jetzt selbst entscheiden!
[ Andreas Körner ]