Originaltitel: FINDING NEVERLAND

GB 2004, 103 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Drama, Fantasy, Liebe

Darsteller: Johnny Depp, Kate Winslet, Julie Christie, Dustin Hoffman

Regie: Marc Forster

Kinostart: 10.02.05

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Wenn Träume fliegen lernen

Herzpochendes Märchen mit Taschentuchpotential

Der deutsche Titel ist nicht nur ganz dämlich und verkrampft-poetisch, er lockt auch auf eine völlig falsche Fährte. In Marc Forsters MONSTER’S BALL-Nachfolger geht es zwar auch um die unbezwingbare Kraft der Phantasie, des Träumens, der Liebe, aber eben ohne jeden krakenroten Herzschmerz-Habitus, den diese Pilchereske deutsche Satzschöpfung vermuten ließe.

Johnny Depp spielt in seiner unnachahmlichen weltentrückten Art J.M. Barrie, den erfolgsverwöhnten schottischen Bühnen- und Buchautoren, der Peter Pan erfand. Dabei sah es um Barrie, wie diese Geschichte zu erzählen weiß, einige Zeit gar nicht so gut aus. Sämtliche Stücke floppten, die verwöhnten Anrechtler waren scheinbar pikiert über das, was Barries kindlichem Gemüt so entstieg. Nur sein ehrenwerter Produzent gibt ihm immer wieder Chance um Chance. Barrie leidet schwer an den Theatermißerfolgen, und echte Inspiration stellt sich bei ihm erst ein, als er die Llewelyn-Davies-Jungen und natürlich ihre spröd-schöne, alleinerziehende Mutter Sylvia kennenlernt. Der wilde Haufen beflügelt Barries Kindskopf, er erspinnt sich die Fabel des Jungen, der nicht älter werden will und zaubert eine Bühnenaufführung, wie sie ganz London noch nicht erlebt hat. Doch die schwer erkrankte Sylvia kann nicht zur Premiere kommen, nach ihrem Mann scheint auch sie dem Krebs zu erliegen ...

Überbordend in seinen auch optischen Einfällen, jedoch nie burlesk, inszeniert Marc Forster ein ganz fabelhaftes Wechselbad aus dunkler Melancholie und purer Spielfreude. Mit Verve und Witz wird vom Neubeginn eines manchmal spinnerten Kerls erzählt, tupft Forster die zarte Liebe zwischen Barrie und Sylvia und die großen traurigen Kinderaugen so berührend auf die Leinwand, daß sich wohl niemand der Tränen erwehren kann. Ja, vielleicht ist es doch ein wenig Kitsch, aber dann eben von der allerfeinsten Art!

Solche geistreichen, herzpochenden Märchen zu fabulieren, wie es dem jungen Exil-Schweizer Forster gelang, war Steven Spielberg einst in der Lage. Ist aber lange her ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.