Originaltitel: CUANDO ACECHA LA MALDAD
Argentinien 2023, 99 min
FSK 18
Verleih: Drop-Out Cinema
Genre: Horror
Darsteller: Ezequiel Rodríguez, Virginia Garofalo, Paula Rubinsztein
Regie: Demián Rugna
Kinostart: 27.02.25
Handlungseinführung, Charakterporträts? Erübrigen sich, wenn’s sowieso bald hart auf hart gehen wird; also sofort voll rein! Im argentinischen Niemandsland hören Pedro und Jaime nachts Schüsse, anschließende Recherche fördert eine Leiche zutage. Um genau zu sein: eine halbe, alles über der Hüfte fehlt. Wohin das Oberteil verschwand? Geduld, es klärt sich allerhand angehäufte Grausamkeiten später.
Hingegen scheint unser Brüderpaar unbeeindruckt, schreitet zur Spurensuche und wird beim Sohn der Nachbarin fündig. Oder, um abermals korrekt zu formulieren: seinen traurigen Überresten. Er verwandelte sich zum schleimigen Klumpen, einer undefinierbaren Masse, fault lebendig. Ein Besessener, ganz klar! Was zu tun ist, diktieren sieben Regeln, darunter sechs grundsätzlich simple „Mache jenes nicht“-Verbote, ergo generell eine einfache Geschichte. Als Problem erweist sich allerdings, daß sie von Frauen stammen, mithin der (laut seit Menschengedenken überlieferter verzerrter Wahrnehmung) klügere Mann seine eigenen Wege findet, zu hausgefertigten Lösungen greift – und der Verdammnis quasi den roten Teppich ausrollt.
Welchen selbige nur zu prompt bewandelt, Großes plant und konsequent umsetzt, was wiederum Regisseur Demián Rugna derart markerschütternd garstig beobachtet, wie es sich das moderne Genrekino selten traut. Man kommt kaum umhin, sich partiell selbst zu beruhigen, Rugna würde jetzt bestimmt nicht wirklich … Fehlanzeige, er tut’s. Hat er gerade tatsächlich … Natürlich, ohne Rücksicht auf etwaige Verluste oder gar Tabus! Möchte jemand mittels Axt Suizid verüben, dann bitteschön, wir halten frontal drauf, die unmittelbare, ungefilterte Brutalität solcher Szenen trifft wuchtig, faustschlagartig. Derweil sich der Soundtrack um weitere Verunsicherung bemüht, eine dunkle Bemantelung webt, geschaffen aus schwarzakustischem Samt, herzschlagenden Beats und am Nervenkostüm zupfenden Geräuschen, bei denen im Knirpsalter gleichzeitig ängstlich und seltsam entzückt durchzitterte Gewitternächte herüberwehen. Einmal heißt’s hier kalt grinsend: Das Böse liebt Kinder, Kinder lieben das Böse …
Es springt indes zu kurz, Rugnas Talent auf pure Gewalt zu reduzieren, in Hälfte 2 gelingt ihm ein packender Tonwechsel, märchenhafte Anmutung umgeistert nun das Brachialspektakel, den Finstermächten gelüstet es nach Abwechslung, maximiertem Spaßfaktor. Bestens dafür eignen sich zersetzende Psychospielchen, Zurückstoßen auf vergangene Fehler, das kichernde Bohren in nie vernarbten Wunden. Reue als tödliches Angriffswerkzeug. Woraus auch manches Maß an Spannung fließt, während Rugna sich wahrhaft malermeisterlich betätigt, schrecklich schöne Bilder tupft. Andere Koryphäen ihres Fachs winken zum Gruß, stilvoller Gothic Horror à la Mario Bava, an die abseitig-zeigefreudigen Kameramysterien von dessen Sproß Lamberto gemahnende Kompositionen plus konterkarierende Blutfontänen wie bei Dario Argento gesehen ergeben vermengt etwas tief drinnen Gefühltes, ziemlich Verstörendes.
So fiebert das morbide Gesamtkunstwerk voran, installiert gegen Ende ein infernalisches Personenviereck. Erneut wäre es da an Pedro, den Rat einer weisen Dame zu befolgen; sollte er’s hinkriegen, seinen Starrsinn zu unterdrücken, könnte das Schlimmstes verhindern. Was denken Sie: Packt er es?
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...
Luru Kino: OmU 21:30
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