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Wir werden alle sterben!

Schlimm, schlimmer, am lustigsten

Ben Knight ist britischer Journalist in Berlin und hat Angst. Vor den Katastrophen dieser Zeit, verzapft von Klima, Wirtschaft, Politik, den Menschen, um nur die essentiellsten zu nennen. Das Lebensende vor Augen und Ohren, unwissend indes, was den Zeitpunkt anbelangt, hat er sich aufgemacht. Knight wollte so etwas wie Gleichgesinnte finden, die sich allerdings weniger dem nur vagen Gefühl der Apokalypse hingeben, sondern aus Überzeugung aktiv werden. Man nennt sie Prepper und Doomer, Aktivisten und Verschwörer, Buchautoren und Ex-Professoren. Es verwundert nicht, daß er sie gefunden hat. Sie sind überall.

Nun hätte es die Option gegeben, sich ihnen akribisch zu nähern, entlarvend vielleicht, bauernschlau mit soziowissenschaftlicher Gegenthese im Gepäck, die Auseinandersetzung provozierend. Knight wählt jedoch die Anti-Erwin-Wagenhofer-Methode. Er macht aus WIR WERDEN ALLE STERBEN! ein vorzugsweise lustiges (und benennt es so), hübsch verinnerlichtes, staunendes, gar melancholisches, seine Protagonisten keineswegs denunzierendes dokumentarisches Essay, reist dafür ins Ahrtal, nach London, in die USA, nach Mexiko und Norwegen, findet und spricht mit Typen, die einem beim Zusehen wechselweise kalte Schauer des Entsetzens oder das sanfte Kribbeln der Unfaßbarkeit bereiten. Es geht um die Hoffnung als dümmste aller Ideen, Tomaten-Jane mit Kompletthaus als Arche, die letzte samische Schamanin, temporäre Virusbarrieren im Ärmel, Derrick und die Eichhörnchen, Beton im Bunker und YouTube-Videos, die das so herrliche Gefühl der Heidenangst verstärken.

Fazit des Betrachters: Jeder muß seinen Klaps ausleben. Bis zur letzten Klappe.

[ Andreas Körner ]

Wir werden alle sterben! ab heute im Kino in Leipzig