Label: Silva Screen
Lange Zeit galt Marco Beltrami als Horrorfilmkomponist. Der Erfolg von SCREAM – SCHREI! hatte den damals 30jährigen über Nacht zum gefragten Genrespezialisten gemacht. Was als fulminanter Hollywoodeinstieg begann, wurde zur jahrelangen Bürde. Erst mit der kargen Westernode TODESZUG NACH YUMA, der Actionsalve STIRB LANGSAM 4.0 (beide 2007) und der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Regisseur Tommy Lee Jones konnte der vielseitig talentierte Komponist das Stigmata lösen. Seither gelingt ihm die Flucht in benachbarte oder weiter entfernte Genres immer besser. THE GUNMAN lockt Beltrami nun in die für ihn neue und finstere Ecke des französischen Rachefilms.
Der genretypischen Dualität des Protagonisten aus innerer Zurückhaltung und äußerer Gewalt begegnet Beltrami mit Trennkost: Zaghafte Klaviermetaphorik oder viskose Streicherepik wechseln sich ab mit Schlagwerk-gesättigter, schroffer Klangmetzgerei, die sich dann und wann rhythmisch cool auffächert. Dabei gedeihen besonders die tonsprachlich überraschenden und atmosphärisch dichten Passagen besonders gut. Es sind die eigenen und eigenwilligen Klänge, für die Beltrami ein sicheres Gespür hat, und die THE GUNMAN deutlich über den Gattungsdurchschnitt heben.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.