Genau, das Gewissen!

[ 23.04.2009 ] Das war den Sittenwächtern um Schäuble, Zypries, von der Leyen & Co. sicherlich ein innerer Abgang, als im Zuge des Amoklaufs in Winnenden der Konsumtempel-Konzern Galeria Kaufhof sich zu einer Pressemitteilung hinreißen ließ, die rührend den Abzug aller DVD-Titel mit 18er-Freigabe im eigenen Haus verkündete. Genau, das Gewissen! Mal ist es der Tabak, der die Menschheit verdirbt, dann die Alkopops, die unsere Jugend verführen, und nun kriegt mal wieder der Film eins auf die Mütze. Weil die Logik der ­Moralapostel eine ganz einfache ist: Böse Filme machen böse Menschen ... Wie wäre es mal damit, das erzieherische und soziale Versagen bei Eltern, Schule und Politik zu durchleuchten? Aber da müßte man ja den ganzen Laden umkrempeln, handfeste Systemkritik betreiben, dann wüßte man plötzlich, warum viele Menschen derzeit emotional verkümmern. Aber viel bequemer haben die Machtnasen einmal mehr den Bösewicht in Gewalt verherrlichenden Filme erkannt. Keine Frage, diese Filme sollten mit gewissen Auflagen ausgehändigt werden, aber Generalverbot ist doch Unsinn. Dann schaufeln die pfiffigen Filmfreunde eben noch intensiver im WWW ... Und im Ernst: In umsatzschwachen Zeiten und nach ein paar Wochen der Anteilnahme werden die bigotten Galeristen garantiert die 18er-Filme still und heimlich wieder in die Regale packen ... diesmal ohne Pressemitteilung.

Der zunehmende Regulierungswahn im Lande äußert sich seit kurzem auch noch streberhaft etikettiert – nämlich auf der Vorderseite einer jeden DVD. Da wird von den Anbietern ohne Rücksicht auf ästhetische Verluste eingefordert, daß die Altersfreigabe unübersehbar auf dem Cover mahnt. Daß sich unter den Käufern auch zahlreiche Sammler tummeln, die mit Kino und Film noch immer ein entsprechendes Filmplakat, ergo DVD-Covermotiv verbinden, mißachten die Anstandspäpste. Was diese neuerliche Maßregelung tatsächlich bringen soll, bleibt jedoch ein Rätsel.

Sind wir also gespannt, wann der Melitta-Mann wieder aufkreuzt und vor akutem Herzinfarkt durch Kaffeegenuß und die Buchindustrie mit Banderolen überm Schutzumschlag vor Erblindung durch Lesen im Dunkeln warnt, oder der Verein antiautoritär-erziehender Mütter den öffentlichen Biergenuß im Freisitz per Karlsruher Klage verbieten läßt, weil die Kleinen allein durch optische Wahrnehmung derart verkommener Lebensweisen der Gefahr einer frühkindheitlichen Abhängigkeit ausgeliefert werden ...



Gute Ablenkung im Kino wünscht

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.