190 Seiten, 200 Abb., Schwarzkopf & Schwarzkopf, 29,90 EUR
[ 29.01.2010 ] Sie war anders als die meisten Schauspielerinnen ihrer Zeit, damals in den 50ern, als in Hollywood im Akkord gedreht wurde: Sie war kühl, unberechenbar, nordisch, keine klassische Sexbombe. Das gefiel auch Gary Cooper, denn selbst er, der Schwerenöter par excellence, wurde der wasserstoffblonden, vollbusigen Kolleginnen langsam überdrüssig. An Coopers Seite wurde Grace Kelly zum Star, 1952 in Fred Zinnemanns legendärem Western 12 UHR MITTAGS. Es war wohl auch eher die Typenfrage, weshalb Kelly gerade mit diesem Film der Durchbruch gelang, denn sie war in dieser One-Man-Show doch eher schmückendes Beiwerk als brillante Ko-Mimin. Ihre unleugbaren Fähigkeiten durfte sie dann vor allem in drei Filmen von der Regielegende Alfred Hitchcock zeigen. Sie schwärmten sich gegenseitig die Taschen voll, er habe ihr kontrolliertes Von-innen-heraus-Spiel geliebt, ihre sexuelle Eleganz, sie habe von ihm, wenn nicht gar alles, dann doch wenigstens Selbstvertrauen gelernt.
Davon weiß der vorliegende Band im Schriftteil zu berichten, auch daß Hitchcock sich arg bemühte, sie um jeden Preis wieder zurück zum Film zu bekommen. Doch da siegte die Staatsraison durch ein ernstes Wort vom monegassischen Fürsten Rainier, dessen Frau die kühle Blonde 1956 wurde und somit dem Filmgeschäft nicht ganz freiwillig den Rücken kehrte. Hitchcock dreht dann MARNIE ohne sie, dafür mit einer Tippi Hedren, die komplett auf Kelly gestylt war ...
Grace Kelly wäre im vergangenen November 80 geworden, zeitlebens lagen die Menschen ihr zu Füßen: Kollegen, Zuschauer, später dann Designer, Adelshaus-Voyeure und die Klatschpresse. Nur eine halbe Dekade war sie im Filmgeschäft aktiv, gerade mal elf Filme drehte sie, einige davon wie die Hitchcock-Arbeiten DAS FENSTER ZUM HOF und ÜBER DEN DÄCHERN VON NIZZA sind unvergessen. Den Film EIN MÄDCHEN VOM LANDE hingegen, wofür sie den OSCAR gewann, dürfte kaum wer erinnern. Der ganz hübsche Bildband vereint zahlreiche Filmstills, anekdotische Aufnahmen vom Rande der Dreharbeiten und wenige Privataufnahmen der fürstlichen Familie – auf allen Bildern besticht Kellys Unnahbarkeit, die kaum verstehen läßt, daß sie quasi lange vor Lady Di eine „Königin der Herzen“ war. Apropos Diana: Anläßlich deren Hochzeit mit Prinz Charles wußte die für ihren schrägen Humor bekannte Gracia Patricia, so hieß sie als Fürstin vor dem endlosen Schwanz von 120 Adelstiteln, handfesten Rat: „Mach Dir keine Sorgen, wie Du siehst, wird es nur noch schlimmer werden!“ Neben ihrem Humor und der oft erwähnten Intelligenz war es aber eben doch die fast skandinavische Ausstrahlung, die vor allem Kollegen um den Verstand brachte.
Aber Grace Kelly wußte auch zu nehmen: Es gab wohl nur wenige Darsteller, die neben dem Set nicht auch das Bett mit der Blondine teilten. Außer Clark Gable, an dem Kelly bei der Zusammenarbeit für MOGAMBO, ganz ihrer Leidenschaft für ältere Semester folgend, recht vergeblich grub: Der lockte sie zwar in sein Zelt, gab ihr aber unverzüglich von seinen geliebten hochprozentigen Getränken entsprechend ab, sie erbrach, er hatte seine Ruhe, und die Romantik war ohnehin im Eimer.
In Erinnerung wird man Grace Kelly durch ihren zu frühen Tod im Jahr 1982, eine Handvoll guter Filme und vor allem als Stilikone behalten. Denn selbst wer für Film nicht sonderlich brennt, kennt die kühle Blonde durch die mittlerweile legendäre, nicht ganz preisgünstige Kelly-Bag aus dem Hause Hermés.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.