312 S., 99 Abb., 19,90 EUR, Alexander Verlag Berlin

Babelsberg-Storys

[ 28.09.2011 ] Ein Mann erinnert sich, ein Mann gibt Tips, ein Mann teilt aus. Das beschreibt verknappt, was der Drehbuchautor Thomas Knauf nach 60 Lebensjahren mit diesem Buch tut. Aufträge zum Drehbuchschreiben sind rar, was gar nichts über Knaufs Talent aussagt, denn immerhin steht sein Name für gute Skripte wie dem zu TREFFEN IN TRAVERS und DIE ARCHITEKTEN. Beide aber haben mehr als 20 Jahre auf dem Buckel. Knauf ist jedoch einer, der nicht so recht ins moderne Filmgerangel paßt, einer, der aneckt, weil er den Mund aufmacht, weil er kein übergroßes Diplomatiegefühl hat. Das macht ihn durchaus sympathisch, manchmal aber nervt er auch – weil er dann doch zu unkritisch, zu eingeschnappt und – am schlimmsten – zu belehrend ist. Er versteht sich als Ratschlaggeber für den Drehbuchnachwuchs, was an sich in Ordnung geht, oft auch sehr unterhaltsam und amüsant geschrieben ist, aber immer wieder schwingt auch enormer Frust mit.

Knauf schwärmt für die gute alte Zeit, als es Autoren noch prächtig ging, auch wenn er da noch nicht geboren war, die 40er in Hollywood also. Knaufs tatsächliche Erinnerungen aber sind die an eine DDR, die für ihn als Autor kein Hoheitsgebiet für grenzenlose künstlerische Freiheit war, im Gegenteil, seinem Debüt RABENVATER wurde das Politische – ein Bauskandal in Halle/Neustadt – rausgebürstet, die private Geschichte sollte genügen. Und auch für DIE ARCHITEKTEN wurden Knauf und sein Regisseur Peter Kahane ewig hingehalten. Aber dennoch ging es ihm ganz gut, er konnte durchgehend arbeiten, als Autor, als Regieassistent für István Szabó, und er konnte reisen – 1988 nach England, drei Monate mit einem Visum des Schriftstellerverbandes, 1989 nach Cannes.

1991 ging Knauf nach New York, hiervon erzählt er spaßige Anekdoten, etwa von einem Beinahe-Überfall, in dem Michael Gwisdek eben beinahe seine (West-)Lederjacke einbüßte. Filmhistorisch interessant ist, von den Begegnungen mit Volker Schlöndorff, Arthur Miller und Albert Maysles zu lesen, interessant auch, wie die Honorarmodalitäten beim MDR so laufen, dieses unwürdige Auf-gut-Glück-Schreiben. Liebevoll geriet, wie Knauf von den Verdiensten Laurens Straubs parliert, beschämend hingegen, wenn er Schauspielern pauschal Blödheit und Kritikern Bösartigkeit attestiert.

Knauf hat die Suche nach einem gehbaren Mittelweg zwischen Auftragsschreiben und dennoch eine Meinung haben scheinbar früh aufgegeben, was schade ist, denn allein die Liste der Stoffe, die er in der Schublade aufbewahrt, scheint interessant: Da wären ein Poem (gemeinsam mit Lech Majewski) über den großen Beuys, das unverständlicherweise nie verfilmt wurde, und ein Treatment namens „Die Nächte der Kanzlerin.“

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.