Gespräch: Frank Strobel zu MATRIX

[ 02.10.2011 ] MATRIX setzte 1999 neue visuelle Maßstäbe im Science-Fiction-Film. Am 8. Oktober läuft der bahnbrechende Film mit Live-Musik in der Arena Leipzig. Vor der Leinwand spielt das MDR Sinfonieorchester – dirigiert von Frank Strobel. PLAYER sprach mit dem Dirigenten.



Herr Strobel, nach Konzerten mit Stummfilmklassikern wie METROPOLIS und PANZERKREUZER POTEMKIN widmen Sie sich erstmalig dem modernen Tonfilm – und bekommen Konkurrenz durch Dialoge und Soundeffekte.

Ich betrachte die Tonspur als Partner, nicht als Konkurrenten. Trotzdem war ich anfangs auch skeptisch, ob es funktionieren wird. Denn bei MATRIX haben wir es mit einem komplexen Klangraum zu tun. Der Komponist Don Davis, der Sounddesigner des Films, und ich haben lange überlegt, wie wir diesen Klangraum in einen Konzertsaal übertragen können. Nach der ersten Aufführung in Lübeck war dann klar, daß es uns gelungen ist. Das war ein überwältigendes Erlebnis.



Wo liegt der Reiz, zu einem Tonfilm Musik live zu spielen?

Mich interessiert die veränderte Wahrnehmung des Films. Im heutigen Sounddesign ist es ja oft so, daß der Score in den Hintergrund tritt und durch eine Komposition der Effekte überdeckt wird. Dieses Verhältnis wollte ich umkehren, Effekte und Filmscore in eine andere Balance setzen. So kann das Publikum nicht nur die Musik besser wahrnehmen, sondern auch den Film neu erleben. Natürlich geht das nur mit außergewöhnlichen Filmmusiken.



… wie MATRIX von Don Davis eine ist.

Richtig. Die Musik ist wie ein Sog. Das ist mir klar geworden, als ich 2006 die MATRIX-Sinfonie uraufgeführt habe. Davis hat für dieses Filmgenre eine völlig neue Ästhetik geschaffen, eine Mischung aus Avantgarde, Minimal Music und dem eigenen Stil. Mit einer Hollywood-Sinfonik hat das eigentlich nicht mehr viel zu tun.



Ist es deshalb so still geworden um Don Davis? Wird Extravaganz bestraft im Filmgeschäft?

Schon möglich. Er ist einfach niemand, der Stile imitiert, nur weil es der Auftraggeber verlangt. Andererseits ist seine Handschrift bei MATRIX schwer zu erkennen, weil man die Musik teilweise gar nicht hört! Das können wir mit diesem Konzert korrigieren.



Was kommt für Sie nach MATRIX?

Ich würde gern ALIEN aufführen oder BLADE RUNNER, zumal es von Vangelis’ elektronischer Musik einen Orchesterscore gibt. 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM ist bereits geplant, und ich denke auch über VOM WINDE VERWEHT nach. Da vergeht ja fast keine Filmsekunde ohne Musik von Max Steiner. Eine Herausforderung!

[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.