[ 02.03.2012 ] Ganz ehrlich, manchmal fragt man sich: Warum tue ich mir das an? Während die Lieben daheim der Vorstellung nachhängen, die einzige Mühe eines Filmjournalisten auf der Berlinale sei die, von Empfang zu Empfang zu huschen, um dann mit dem Langustenrest in der Wangentasche und einem gurgelnden Schluck Moët in der Kehle tiefenentspannt ins Kino zu gehen, ist die Wirklichkeit doch eine ganz andere. Da steht man auf dem zugigen Potsdamer Platz und hört schon aus der Ferne das Kollegengenöle, daß die Festivalausgabe eine der schlechtesten überhaupt sei – noch vor dem ersten Film! Da stellt man sich im Morgengrauen brav in die Schlange, um entsprechend Karten für die Vorführungen des nächsten Tages zu erhaschen und denkt sich so müde ins Hotelzimmer zurück: „Mensch, die Dusche eben tat gut. Wäre eigentlich auch was für die Kollegen vor und hinter Dir gewesen ...“ Im Ernst, Kollegenschelte ist scheiße, aber ein Mindestmaß an Hygiene trotz Festivalstreß kann doch für den kultivierten Filmliebhaber keine echte Herausforderung sein.
Und dann das Geschubse vor dem Kino selbst. Die Türen zum Saal werden nämlich erst dann geöffnet, wenn der letzte Sauerstoff im berstend vollen Kinofoyer von den Massen aufgebraucht ist, und die japanischen Zunftgenossen vor Bedrängung spitze, hysterische Schreie aussenden. Irgendwann sitzt man dann endlich im Kino, da geht sie auch schon los, die Folter der – sagen wir mal netterweise – nicht ganz so aufmerksamen Filmfreunde, die einem Taschen, Jacken und anderes Gepäck bei der Platzsuche so schwungvoll an den Hinterkopf schlagen. Hat man all das unfallfrei überstanden, ist man diesem ewigen Gequatsche ausgeliefert. Ja, ich bekenne: Ich mag sie nicht mehr hören, diese gägigen Stimmen der Twentysomethings in ihren Karohemden, diese mit all den „Ähs“ vollgestopften, gezirkelten Sätze, dieses vor der geneigten Nachbarin Aufdenputzhauen übers Kino, und wie super anstrengend all das ist – nach mehr als 20 (!) Filmen. Die derart Zugesäuselte staunt dann meist höflich, bis sich im Fortlauf der Angeberei herausstellt, daß 13 davon Kurzfilme waren ...
Ganz ehrlich: Warum tue ich mir das an? Das hab ich mich mit leicht misanthropischen Anflügen auf der 62. Berlinale recht oft gefragt. Und dann, ganz plötzlich, kehrt wundersame Stille ein, das Licht geht aus, der Vorhang auf ... und ich weiß schlagartig wieder, warum. Es ist Kino!
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.