296 S., 214 Abb., Alexander Verlag Berlin, 29,90 EUR

Hitchcock

[ 29.08.2013 ] Der Filmjournalist, Übersetzer und Herausgeber Robert Fischer weiß es selbst: Es gibt weit mehr als 300 Buchpublikationen zu Alfred Hitchcock, man könnte meinen, alles sei geschrieben. Beim nun vorliegenden Werk handelt es sich in der Tat um eine deutsche Erstausgabe, interessant ist, daß das französische Original aus dem 1957 gar das erste Buch über Hitchcock ist. So viel vorab: Es ist ein Werk von Anhängern für Anhänger des längst zur Marke gewordenen Regisseurs. Die Autoren, bevor sie selbst zu Regiestars wurden, verfaßten es als Journalisten der legendären „Cahiers du cinema“, zu deren Schreiberschaft auch François Truffaut gehörte. Und das muß man nachschieben – an das ebenfalls vom emsigen Fischer übersetzte Buch „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ kommt der vorliegende Band nicht ran. Allein wie Truffaut seine und Chabrols erste Begegnung mit dem Meister beschrieb, die ja wortwörtlich ins Wasser fiel, ist von hohem Unterhaltungswert, der dem vorliegenden Kompendium ein wenig abgeht.

Hier wirkt der Sprachstil trotz umsichtiger Übersetzung oft antiquiert, der Akribie, jeden der bis dato 44 Filme Hitchcocks chronologisch in den Aspekten von Entstehung, Form, Technik, Inhalt, filmhistorischer Relevanz und Rezeption durch Presse und Publikum zu beleuchten, haftet bisweilen etwas Streberhaftes an, dem sich noch nicht einmal der zweifelsfrei kenntnisreiche Herausgeber entziehen konnte, indem er nicht selten Fakten und Erinnerungen von Chabrol und Rohmer „korrigiert.“ Brav ist die Gliederung in eine britische und eine amerikanische Periode, und gerade bei den Ausführungen zu Hitchcocks Anfängen in der Stummfilmära wäre ein wenig Aussparung im Hinblick auf das Lesevergnügen ratsam gewesen. Vielleicht hätten Rohmer und Chabrol doch die in Erwägung gezogene Auslese der wirklich relevanten Filme Hitchcocks umgesetzt, es wäre in jedem Fall der Spannung zuträglich gewesen.

Angenehm ist hingegen, daß Hitchcock, wenn schon verehrt, aber nicht verklärt wird. Die beiden zukünftigen Regiestars verleugnen nicht, daß manch’ Film des Charakterkopfs keinen Bogen um Triviales machte. Im Gegenteil, das ist ja eines der Talente Sir Alfreds gewesen, scheinbar Banales ins Bedrohliche zu kippen, eher Schlichtes in Entscheidendes zu transformieren. Nun sind Journalisten nicht selten auch die besseren Filmemacher (gut, bei Rohmer und Chabrol braucht man da nicht widersprechen), sie betreiben auch gern mal Kollegenschelte. Blindheit, Lächerlichkeit und Borniertheit attestierten die beiden in ihren Texten den Pressevertretern, die Hitchcocks Größe nicht so epochal wie sie selbst empfanden.

Etwas Auflockenderes hätte dem Buch durchaus gut getan, Anekdoten beispielsweise wie über die Spannung zwischen Hitchcock und Ingrid Bergman, die bei den Dreharbeiten von UNDER CAPRICORN mit den Gedanken schon im nächsten Kapitel der Filmgeschichte weilte, namentlich Roberto Rossellini, sind zu knapp gesät, so daß das Buch in seiner Nüchternheit doch eher den Duktus eines Vortrags innehat.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.